• Haiger-Weidelbach

  • Länge: 19.2 km

  • Höhenmeter: 594 m

  • Dauer: 4,5 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35708 Haiger-Weidelbach | Parkplatz Dorfgemeinschaftshaus (Weidelbacher Straße)

  • Startpunkt: Dorfgemeinschaftshaus

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: September 2017

Haubergswirtschaft in der Struth

Milow und ich fahren heute mal wieder ins Lahn-Dill-Bergland und wollen die 19,2 km lange Extratour Haubergstour erwandern. Diese Tour führt uns auf die Struth, einen bis zu 568 m hohen Höhenzug an der Nahtstelle von Rothaargebirge, Westerwald sowie Gladenbacher Bergland, und zeigt uns die Mischung zwischen Naturerlebnis und regionaler Wirtschaftsgeschichte. Dabei geht es vor allem um die Haubergswirtschaft, die eine für das Dill-, Rossbach- und Dietzhölztal typische, jahrhundertealte Form der genossenschaftlichen Niederwaldbewirtschaftung darstellt. Die Tour führt auch entlang der beiden Fernwanderwege Montanhistorischer Wanderweg (Dillenburg – Lahnhof) sowie Bergmannspfad (Aartalsee – Rothaarsteig) und dem Rothaarsteig-Zuweg von Eibelshausen.

Die Extratour Haubergstour startet am Dorfgemeinschaftshaus im Haigerer Stadtteil Weidelbach im Rossbachtal und führt uns über einen 200 m langen Zuweg an der Weidelbacher Straße entlang zur eigentlichen Wegstrecke. Es geht zunächst über die beiden Straßen Quingel sowie Steitzbach bergauf in nordöstlicher Richtung aus Weidelbach hinaus. Wir wandern über einen geschotterten Wirtschaftsweg für 900 m weiter den Barmberg hinauf und erreichen dort schon den höchsten Punkt der Haubergstour. Wir biegen rechts ab und gelangen in den ersten Hauberg des Tages am Südhang des Speckmanns. Wir folgen dem unbefestigten Waldweg, queren die L 3044 und beginnen den landschaftlich schönen Abstieg ins Ebersbachtal. Nach 1,3 km kommen wir zum Köhlerplatz am Ebersbach und blicken das Tal hinab.

Nach einem kurzen aber steilen Anstieg umrunden wir den Rippelnberg, wobei sich uns die ersten Blicke ins Tal der Dietzhölze und auf Ewersbach bieten. Nachdem wir ein kurzes Stück über die offenen Wiesen gegangen sind, geht es südlich des Sassenbergs wieder in den schönen Wald in zunächst südlicher und anschließend in östlicher Richtung am Hang des Eibertshains entlang. Bevor es ins Tal der Dietzhölze und nach Eibelshausen hinab geht, wandern wir einen Waldpfad hinauf und erklimmen über einen Forstwirtschaftsweg wieder den Höhenzug der Struth in westlicher Richtung.

Nun gelangen wir in die zweite Haubergslandschaft hoch über dem Eschenburger Ortsteil Eibelshausen und wandern südwärts oberhalb des Tals der Dietzhölze bis zum alten Wissenbacher Sportplatz. Dort geht es wieder nach Nordwesten hinab ins Atzebachtal bis zum Forsthaus. Wir folgen dem idyllischen Bachtal nach Süden in Richtung Wissenbach, bevor es durch ein Seitental wieder leicht bergauf geht. Wir passieren einen mittelalterlichen Eisenverhüttungsplatz sowie eine Ansammlung von Siedlungspodien am Bomberg bei Wissenbach und wandern am Hang des Berges nach Wissenbach. Am Waldrand blicken wir über den Ort im Dietzhölztal auf den Höhenzug des Schelderwaldes mit der markanten Eschenburg. Über die offenen Wiesen gelangen wir an den tiefsten Punkt der Extratour bei der mittelalterlichen Schmiede von Wissenbach, wo sich für das Hoch- und Spätmittelalter eine erste Arbeitsteilung bei der Verhüttung nachweisen lässt.

Es geht wieder durch das Offenland steil bergauf, bevor wir den Bomberg südlich umrunden und uns entlang des Tahlenwassers wieder in nördlicher Richtung auf den Höhenzug der Struth begeben. Bevor wir den Hünchetskopf erreichen, knickt die Haubergstour nach links ab und wir wandern über einen geschotterten Forstwirtschaftsweg durch die dritte Haubergslandschaft. Die Extratour führt hier nicht direkt nach Weidelbach hinab, sondern führt uns über eine kleine Schleife auf den Hömberg oberhalb des Ortes. Es folgt ein steiler geradliniger Abstieg über einen Wiesenweg hinab nach Weidelbach und zurück zum Ausgangspunkt am Dorfgemeinschaftshaus.

Fazit

Die recht anspruchsvolle und abwechslungsreiche Extratour Haubergstour führt durch die wunderschönen Wälder sowie Hauberge der Struth und man wird in die für das Gebiet typische, jahrhundertealte Form der genossenschaftlichen Niederwaldbewirtschaftung eingeführt. Die idyllischen Bachtäler sowie Offenlandlandschaften auf den Höhen sorgen für die nötige Abwechslung und bieten mit tollen Ausblicken für einige Höhepunkte. Einziger Makel ist der hohe Anteil an geschotterten Forstwirtschaftswegen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    + hoher Anteil naturnaher Wege
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Haubergswirtschaft | Ausblicke ins Dietzhölztal

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Der Haigerer Stadtteil Weidelbach liegt im Roßbachtal an der Mündung des Weidelbachs und ist umgeben vom Eibertshain (560 m) im Osten, dem Gebirgszug der Struth (561 m) im Süden, dem Barmberg (554 m) im Norden sowie dem Bolzenberg (567 m) im Westen.

Weidelbach ist bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt, obwohl die erste urkundliche Erwähnung erst 1281 erfolgte. Der Ort entwickelte sich mit der Zeit als typisches Haubergsdorf. Neben der traditionellen Landwirtschaft war die Gartenmöbelindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig Anfang des 20. Jh..

Der Hauberg ist eine für das Siegerland sowie benachbarte Teile des Lahn-Dill-Berglandes und des Westerwaldes typische Form der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung.

Der Hauberg ist in erster Linie ein Eichen-Birken-Niederwald, der nach etwa 16 bis 20 Jahren kahlgeschlagen wird. Danach schlagen die Bäume aus den stehen gebliebenen Stöcken wieder aus und der Zyklus beginnt erneut. Dabei diente sie vor allem der Gewinnung von Gerberlohe und Holzkohle für die regionale Eisenerzgewinnung sowie zur Beschaffung von Brennholz. Eichenrinde hat einen hohen Anteil an Gerbsäure und wurde vor allem zur Herstellung von Sohlenleder verwendet. Daneben fand auch eine landwirtschaftliche Nutzung durch Anbau von Roggen und Buchweizen im Jahr nach der Holzernte sowie späterer gemeinschaftlicher Beweidung (Allmende) statt.

Bei der Haubergswirtschaft übernehmen die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam die forstwirtschaftliche Nutzung eines bewaldeten Gebietes.  Die Hauberge sind dabei ungeteiltes und unteilbares Gesamteigentum der Genossenschaft.

Diese Form der Bewirtschaftung entstand vermutlich im 13. – 14. Jh., um den hohen Bedarf an Holzkohle für die Eisengewinnung in den Rennöfen und später in den Eisenhütten sowie Hochöfen zu sichern. Als im 17. Jh. die ersten Gerbereien aufkamen, wurde die Rinde von jungen Eichen abgeschält und in die Gerbereien nach Herborn sowie Haiger gebracht. Mit Beginn des Eisenbahnbaus und der damit verbundenen Verwendung von Steinkohle für die heimische Eisenindustrie ging die Nachfrage nach Holzkohle zurück und die Haubergswirtschaft verlor ihre Bedeutung. Mit der Schließung der Gerbereien um 1960 kam auch die Verwendung von Gerberlohe zum Erliegen, wodurch umfangreiche Flächen in die Hochwaldnutzung überführt wurden. Die noch verbliebenen Bestände dienen fast ausschließlich der Brennholz- und Industrieholzgewinnung.

Die Dietzhölze ist ein 23,7 km langer, linker Nebenfluss der Dill, die im Südwesten des Rothaargebirges auf dem Nordwesthang der Nordhöll an der Haincher Höhe entspringt und in Dillenburg in die Dill mündet.

Die Dietzhölze fließt südöstlich bis nach Ewersbach, dem Sitz der Gemeindeverwaltung von Dietzhölztal, wo von Südosten der Ebersbach einmündet. Anschließend wendet sich der Fluss bei der Einmündung des Mandelbachs nach Süden und fließt zwischen dem Ortsteil Steinbrücken und dessen Ortslage Ziegenberg hindurch. Danach erreicht die Dietzhölze Eibelshausen, den Sitz der Gemeindeverwaltung von Eschenburg. Dort münden von Nordwesten der Dombach und südlich der Ortschaft der Simmersbach ein. Die Dietzhölze fließt nun in Richtung Südwesten am Eschenburger Ortsteil Wissenbach und dem Dillenburger Ortsteil Frohnhausen vorbei.

Der Dietzhölztaler Ortsteil Ewersbach liegt im namensgebenden Tal der Dietzhölze und wurde erstmals 1302 urkundlich erwähnt. Eine Ringwallanlage beweist aber, dass das Gebiet bereits in der La-Tène-Zeit um etwa 450 – 250 v. Chr. besiedelt war.  Frankenkönig Konrad I. und die Kirche ließen das Waldgebiet um die Dietzhölze zu Beginn des 10. Jh. wahrscheinlich systematisch besiedeln. Die ursprüngliche Siedlung war auch Etappenziel der wichtigen West-Ost-Verbindung von Köln nach Leipzig.  Der Name Ewersbach geht auf den Bach zurück, der dort in die Dietzhölze fließt und an die vielen Wildschweine, die sich in den Wäldern aufhielten, erinnert.

Eibelshausen liegt im Dietzhölztal und ist Verwaltungssitz der Gemeinde Eschenburg. Der Ort wird dabei von den Ausläufern des Rothaargebirges, dem Gladenbacher Bergland und der Struth umrahmt.

Werkzeugfunde belegen, dass schon die Kelten in diesem Gebiet siedelten. Die erste urkundliche Erwähnung Eibelshausens stammt aber erst aus dem Jahr 1314. Das Dorf war in seiner Geschichte von mehreren Pestepidemien und Großbränden betroffen. Neben der Landwirtschaft und Viehzucht hatte auch die Eisenverhüttung eine lange Tradition. In den Wäldern sind heute noch Stellen erkennbar, wo früher Schmelzöfen standen und Schlacke abgelagert wurde.

Die Eschenburg ist ein 589 m ü. NN hoher Berg im Schelderwald, einem Teilgebiet des Gladenbacher Berglands, nordöstlich des Dillenburger Stadtteils Nanzenbach und Pate der 1971 gegründeten gleichnamigen Nachbargemeinde.

1936 wurde auf dem Berg  der 43 m hohe hölzerne Aussichtsturm Eschenburgturm eingeweiht. Der Turm war den Bergleuten gewidmet, die einst den Weg über die Eschenburg nahmen, um in den Eisenerzgruben des Schelderwaldes zu arbeiten. Im sechs Meter hohen Sockel aus Grünstein war zudem ein Bergbaumuseum untergebracht, wo sehenswürdige Mineralien und auf dem Vorplatz Gesteinsarten aus der Region präsentiert wurden. Der Turm wurde aber bereits 1945 von amerikanischen Jagdbombern vollständig zerstört. Die Steine des Sockels wurden dann nach dem Krieg für den allgemeinen Wiederaufbau verwendet.

Heute erinnert nur noch ein wenige Meter hohes Modell des Eschenburgturms auf dem Berg an das Original.

Der Eschenburger Ortsteil Wissenbach liegt im Tal der Dietzhölze, wird vom Bomberg (508 m) sowie der Eschenburg (589 m) eingerahmt und wurde 1290 erstmals urkundlich erwähnt.

Vor allem der Schieferabbau (Wissenbacher Schiefer) spielte seit dem 18. Jh. eine große überregionale Rolle.

Die mittelalterliche Schmiede von Wissenbach aus 13./14. Jh. war von großer Bedeutung für die Eisenverhüttung des Lahn-Dill-Berglandes. Diese Waldschmiede diente dazu, das meist oberflächlich gewonnene Eisenerz vor Ort für die Weiterverarbeitung vorzubereiten. Dabei wurde das Eisen durch mehrfaches Erhitzen sowie Hämmern in Form von Barren und Stangen gebracht. Anschließend konnte es dann in den Dorfschmieden der Umgebung zu Werkzeugen und Gerätschaften weiterverarbeitet werden.