• Bundenbach (BIR)

  • Länge: 9.4 km

  • Höhenmeter: 303 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie | Familie

  • Parken: 55626 Bundenbach | Parkplatz Schinderhannestränke

  • Startpunkt: Schinderhannestränke

  • Einkehrmöglichkeiten: Bergmannsschänke | Hotel Forellenhof

  • Wegbegleiter: Janine | Milow

  • Erwandert: September 2018

Im Tal der Jahrtausende

Die 9,4 km lange Traumschleife Hahnenbachtaltour führt durch das tief eingeschnittene Hahnenbachtal bei Bundenbach, das als der historische Schwerpunkt des Hunsrücker Schieferabbaus gilt, und durchquert dabei die beiden Naturräume Idar-Soon-Pforte und Hahnenbachdurchbruch. Neben der Geologie bietet die Traumschleife mit der rekonstruierten Keltensiedlung Altburg, der Ruine Hellkirch sowie der Burganlage Schmidtburg auch kulturelle Höhepunkte.

Die Traumschleife Hahnenbachtaltour wurde 2012 zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt und gehört zu den TOP 5 der höchstbewerteten Premiumrundwanderwege in Deutschland.

Zu Beginn der Tour gibt es einen kurzen, steilen Anstieg zum Aussichtspunkt Dickheck, von wo man sich schon mal einen ersten Eindruck vom Hahnenbachtal und seinen Sehenswürdigkeiten verschaffen kann.

Die Traumschleife Hahnenbachtaltour führt uns anschließend von der Schinderhannestränke über die sog. Suppenträgerwege zum Fossilienmuseum und dem Besucherbergwerk Herrenberg, wo man Einblicke in die beschwerliche Arbeit der Schieferbrecher erhält. Dabei verläuft der Weg parallel zum Saar-Hunsrück-Steig und dem Soonwaldsteig. Unweit des Besucherbergwerks befindet sich auch die rekonstruierte Keltensiedlung Altburg, die über einen 100 m langen Zuweg erreichbar ist.

Zusammen mit dem Saar-Hunsrück-Steig wandern wir jetzt für einen Kilometer über geschotterte und geteerte Wege zum höchsten Punkt der Tour, bevor es über naturnahe Wege hinab zum Hahnenbach geht. Nachdem wir das Insektenhotel passiert haben, erreichen wir die Schieferhalde Sinsenbach, die ein Beleg für die Bergbautradition im Hahnenbachtal darstellt. Auf der Sinnesbank genießen wir die Stille der Natur und den herrlichen Ausblick auf die Talaue.

Ein Pfad führt uns nun durch den Rennwald hinab zur Fußgängerbrücke über den Hahnenbach. Danach wandern wir über die breite Talaue bachaufwärts am Waldrand entlang, bevor der sehr steile Anstieg zur ca. 60 m über dem Tal gelegenen Ruine Hellkirch beginnt. Von der u-förmigen Ruine haben wir einen schönen Blick auf das Hahnenbachtal und auf einen Teil des bereits zurückgelegten Weges.

So steil es die Kuppe hinauf ging, so steil geht es nun auch schon wieder ins Tal hinab. Wir folgen dem naturnahen Waldweg in Richtung Südosten, wobei Grenzsteine aus dem 19. Jh. die Bedeutung dieses historischen Grenzweges hervorheben. Aber auch heute stoßen hier die Grenzen der Landkreise Rhein-Hunsrück, Bad Kreuznach und Birkenfeld aneinander.

Nach dem Queren des kleinen Brieler Baches treffen wir wieder auf den Soonwaldsteig und erreichen den Wassererlebnispfad Hahnenbachtal, dem wir bis zur Ruine Schmidtburg folgen. Auf dem Erlebnispfad kann man den Hahnenbach in seiner ursprünglichen Form erleben und erfährt auf vielen anschaulichen Informationstafeln Wissenswertes rund um das Thema Wasser. An dem extra angelegten Weiher auf der Hellwiese lohnt sich eine Pause auf der Bankschaukel.

Wir folgen der Traumschleife vorbei an der ehemaligen Schleifmühle Göttenau, von der heute nur noch Mauerreste und der wasserführende Mühlgraben erhalten sind, und passieren alte Schieferstollen, bevor es nach der Teufelsrutsche hinauf zur Ruine Schmidtburg geht. Die Schmidtburg gehört zu den ältesten und bedeutendsten Burganlagen des Hunsrück-Nahe-Raumes. Wir gelangen über die große  Steinbrücke auf das Gelände, erkunden die weitläufige Anlage und genießen die Ausblicke über die Burg und ins Tal der Jahrtausende, wie das Hahnenbachtal in diesem Abschnitt auch genannt wird.

Es geht nun wieder hinunter zum Hahnenbach, wo wir der Talaue für einen Kilometer talabwärts bis zum südlichsten Punkt der Tour am Forellenhof Reinhartsmühle folgen. Die Hahnenbachtaltour macht nun kehrt und führt uns wieder gemeinsam mit dem Saar-Hunsrück-Steig am Hang entlang bergauf. Dabei wandern wir auch durch zwei Felsentunnel und alten Gleisresten vorbei, die an die Gewinnung und den Abtransport von Schiefer- und Blei-Zinkerzen aus der Grube Friedrichsfeld in den 1940er und 50er Jahren erinnern. Die Traumschleife schlängelt sich weiter den Hang entlang und führt uns mehrmals zu reizvollen Ausblicken auf die mächtige Schmidtburg und die darüber liegende Keltensiedlung Altburg. Nachdem wir die Statue der Schutzpatronin der Bergleute passiert haben, führt uns ein kurzer Anstieg zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Schinderhannestränke.

Fazit

Die Traumschleife Hahnenbachtaltour führt auf teils schmalen Pfaden und oftmals vom Hahnenbach begleitet durch die Wälder und offenen Wiesen des naturnahen Tals. Durch den ständigen Wechsel zwischen Natur und kulturhistorischen Höhepunkten wird ein wahres Wandererlebnis geboten. Absolutes Highlight der Tour ist jedoch die beeindruckende, alles überragende und weitläufige Ruine der Schmidtburg.

Dennoch weist die Traumschleife Hahnenbachtaltour einige kleinere Schwächen auf, die sie von den anderen Top-Touren unterscheidet. Zum einen hat sie einen relativ hohen Anteil leicht befestigter Wege. Zum anderen zieht sich die Tour trotz der insgesamt kurzen Wegstrecke zum Schluss etwas und auch der Wassererlebnispfad hat seine besten Tage bereits hinter sich.

Tipp

Eine 6,8 km lange Familien-Wandertour bindet alle Höhepunkte ein, spart aber die eine oder andere Steigung aus.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Besucherbergwerk Herrenberg | Rekonstruierte Keltensiedlung Altburg | Wassererlebnispfad Hahnenbachtal | Ruine Schmidtburg

  • Höhenangst: Immer wieder Pfade und schmale Wege im Steilhang (ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Idar-Soon-Pforte erstreckt sich als Hochfläche mit Höhen um 400 m zwischen den Gebirgszügen des Idarwaldes und des Soonwaldes und wird von einzelnen Härtlingskuppen um rund 100 Höhenmeter überragt. Im Nordteil sind waldfreie, weite und durch sanfte Quellmulden gegliederte Hochflächen ausgebildet. Im Südteil ist die Hochfläche durch Zuflüsse der Nahe tiefgreifend zerschnitten.
Die Dörfer wurden überwiegend als Höhenorte angelegt, die zum Teil am Ende von Talmulden in Kuppennähe liegen. Nur in wenigen größeren Tälern konnten auch Talsiedlungen entstehen.

Von der früheren Bedeutung des Schieferabbaus zeugen zahlreiche Stollen.

Der Hahnenbach hat zwischen Woppenroth und Kirn ein tiefes Kerbtal in die Hunsrückflächen eingeschnitten. Die steilen Hänge sind dabei fast durchweg bewaldet und der Bach schlängelt sich naturnah durch sein Wiesental.

Hahnenbach und Kallenfels sind die einzigen Siedlungen des Talraums. Strategisch wichtige Punkte wurden von Burgen besetzt, die sich nördlich von Bundenbach auf den vom Tal umlaufenen Spornen aneinanderreihen.

Bereits seit dem 1. Jh. v. Chr. wird der Schiefer im Bundenbacher Raum verwendet. So besteht u.a. der Schutzwall der Keltensiedlung Altburg aus einer Schieferbruchsteinmauer.

Der erste Schiefergrubenpachtvertrag wird für 1519 bezeugt. Während es im Jahr 1865 noch 21 Schiefergruben gab, wurde der Tagebau in der letzten Grube Bundenbachs 2000 eingestellt. Seitdem wird nur noch angelieferter Schiefer in zwei großen Schieferwerken verarbeitet.

Die Schinderhannestränke beim Besucherbergwerk Herrenberg ist dem legendären Räuber Schinderhannes, der im 18. Jh. seine Pferde an dieser Wasserstelle tränkte, gewidmet. Da es zu dieser Zeit noch keine öffentliche Wasserversorgung in Bundenbach gab, mussten laut Überlieferung auch die Bewohner von „Sins“ (heutige Schulstraße) diese Wasserstelle nutzen.

In den 1940er und 50er Jahren hatte das Schulamt eine besondere Regelung für die Bundenbacher Kinder erlassen: Der Unterricht musste um 12 Uhr beendet sein, damit Väter und Brüder der Schulkinder, die in den Schieferbrüchen arbeiteten, rechtzeitig um 12:30 Uhr ihr Mittagessen bekamen. Sobald die Schule beendet war, rannten die Kinder nach Hause, holten das „Subbekesselche“ und nutzten anschließend die sog. Suppenträgerwege, die auf kürzester Strecke zu den ca. 25 Schiefergruben und Übertageabbauen führten.

Das Fossilienmuseum präsentiert eine Auswahl von etwa 400 Mio. Jahre alten Fossilien von Tieren und Pflanzen aus dem Bundenbacher Schiefer. Fossilien dieser bedeutsamen Fundstätte sind wegen ihres guten Erhaltungszustandes international geschätzt und deshalb in vielen namhaften Museen weltweit vertreten.

Die 1822 erstmals erwähnte Schiefergrube stellte 1964 ihren Betrieb ein und wurde als Schaubergwerk 1975 freigelegt sowie begehbar gemacht. 1976 erfolgten dann die Einweihung und die Freigabe für die Besucher.

Die Altburg ist eine keltische Burganlage auf einem etwa einen Hektar großen Plateau hoch über dem Hahnenbachtal. Die Kleinburg wurde von Bewohnern des keltischen Volks der Treverer im 2. und 1. Jh. v. Chr. genutzt. Bei den Ausgraben von 1971 bis 1974 wurde die Altburg im Bauzustand des 1. Jh. v. Chr. wieder teilerrichtet und zu einem frühgeschichtlichen Freilichtmuseum ausgebaut.

Der Hahnenbach ist ein ca. 20 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der durch den Zusammenfluss von Kyrbach und Idarbach bei Hausen entsteht und in Kirn in die Nahe mündet.

Im oberen Abschnitt fließt der Hahnenbach durch ein tief eingeschnittenes Tal, das nur zu Fuß erreichbar ist. In diesem Talabschnitt befinden sich mehrere stillgelegte Schiefergruben. Der Flusslauf Kyrbach–Hahnenbach ist ein bekanntes Kajakgewässer.

Der Hahnenbach fließt durch extensiv genutzten Talwiesen, am Ufer stehen vor allem Weiden und Erlen, die heute kaum noch wirtschaftlich genutzt werden. Im Bereich der Schmidtburg wird das Tal enger und mit Eichen und Hainbuchen bewaldete Hänge grenzen direkt an den Bach.

Die Ruine Hellkirch liegt etwa 60 m über dem Hahnenbachtal auf einem bewaldeten Bergsporn und ist eines der noch ungelösten Rätsel der Region. Heute ist nur noch ein u-förmig angeordnetes Bruchsteinmauerwerk vorhanden.

Über die Geschichte der Ruine ist nur sehr wenig bekannt. Die Dicke des Mauerwerks, die quadratische Form der Anlage und das große Rundbogenfenster weisen aber auf ein hohes Alter hin. Wahrscheinlich war es ein religiöser Raum oder eine Kapelle für die im Mittelalter untergegangenen Wüstungen unterhalb der Hellkirch. Andere Vermutungen bringen die Ruine mit der Schmidtburg in Verbindung.

Im Hahnenbachtal sind alte Grenzsteine zu finden, die aus dem 19. Jh. stammen und die Grenze zwischen dem Großherzogtum Oldenburg und dem Königreich Preußen markieren. Bundenbach gehörte dabei zum Fürstentum Birkenfeld, der linksrheinischen Exklave des Großherzogtums Oldenburg.

Die Schmidtburg ist die Ruine einer Höhenburg in einer Flusskehre oberhalb des Hahnenbachtales, die bereits 926 zum Schutz gegen Ungarn errichtet worden sein soll. Damit ist sie die älteste Burg im Nahe- und Hunsrückraum sowie eine der ältesten Burgen in Deutschland. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte aber erst 1084. Nach der Dhauner Fehde (1337 – 1342) wurde die Burg weiter ausgebaut und hatte ihre Blütezeit im 14./15. Jh.. Während die Unterburg bereits im 16. Jh. zunehmend verfiel, wurden die restlichen Befestigungsanlagen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1688 endgültig zerstört. Lediglich ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude verblieben. Gegen Ende des 18. Jh. verlor die Burg ihre Funktion als Wohn- und Verwaltungssitz und wurde in der Folgezeit zur Wüstung.

Die Burganlage gliedert sich in eine Ober- und eine Unterburg und ist eine der größten Burganlagen der Umgebung. Dabei ist die Oberburg durch einen Graben von der restlichen Anlage getrennt. Sie bestand aus mehreren Wohngebäuden und einem Bergfried, dessen Reste bei Ausgrabungen gefunden wurden. Das weitläufige Areal der Unterburg war mit zahlreichen Burgmannenhäusern bebaut.

Die Inbetriebsetzung der Blei-Zinkerzgrube Friedrichsfeld erfolgte 1937. Dafür wurden auch Tunnel in den Felsen gesprengt, durch die die beladenen Loren mit Pferdegespannen über Schienen zur Verladestation gezogen wurden. Zum Ende des Jahres 1941 erfolgte die vorrübergehende Stilllegung. 1944 diente die Grube zahlreichen Bundenbachern als Zufluchtsort vor den Luftangriffen der Amerikaner. 1950 wurde die Förderung zwar wieder aufgenommen, aber bereits 1952 erfolgte die endgültige Stilllegung der Erzgrube aufgrund eines extrem starken Preisverfalls.