• Gladenbach (MR)

  • Länge: 16.7 km

  • Höhenmeter: 437 m

  • Dauer: 4 – 4,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 35075 Gladenbach | Parkplatz ver.di Bildungszentrum (Schlossallee 33)

  • Startpunkt: ver.di Bildungszentrum

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: April 2018

Das größte Diabasvorkommen in Hessen

Die Extratour Gladenbacher Berglandring führt im zentralen Lahn-Dill-Bergland durch gleich drei Naturräume: das Salzbödetal, die Bottenhorner Hochflächen und die Damshäuser Kuppen. Die Tour startet am Rand der mittelhessischen Kleinstadt Gladenbach, die seit 1983 ein Kneipp-Heilbad ist und deren langen, wechselvollen und interessanten Geschichte man auf der Wanderung immer wieder begegnen wird.

Nach dem Start am Parkplatz des ver.di-Bildungszentrums führt die Extratour Gladenbacher Berglandring  zunächst 100 m in den Wald. Dann gabelt sich der Weg und man steht vor der Entscheidung die Tour im oder gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Wir entscheiden uns für die empfohlene Richtung (im Uhrzeigersinn) und folgen somit dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad, der uns die komplette erste Hälfte der Tour bis kurz hinter dem Hünstein begleiten wird.

Auf einem Pfad erreichen wir die Gladenbacher Schweiz mit ihren felsigen Steilhängen. Nachdem Milow und ich die Felslandschaft mit ihren imposanten Formationen durchquert haben, biegen wir vor dem Sportpark links ab und gelangen so ins Kehlnbachtal. Nach kurzer Zeit führen uns mehrere Wiesenwege den Hang hinauf, wo wir zur Wüstung Minzhausen kommen. Zum ersten Mal können wir einen Blick auf die umliegenden Berge werfen. Das Dorf wurde bereits im frühen Mittelalter aufgegeben, aber der Fund von karolingischer Keramik lässt auf eine sehr frühe Besiedlung schließen.

Über den Höhenzug geht es nun südlich von Runzhausen weiter nach Rachelshausen, das wir nach einem Anstieg und den Überquerungen  der K 111 sowie der L3288 erreichen. Vorbei an der schönen Fachwerkkirche durchqueren wir das landwirtschaftlich geprägte Dorf und kommen an den Fuß des Rachelshäuser Steinbruchs. Nun müssen wir zur oberen Hangkante des größten hessischen Diabasvorkommens hinauf. An alten Stolleneingängen vorbei umrunden wir den stillgelegten Steinbruch und gelangen dann an das obere Ende des Naturdenkmals. Vom Kanzelblick aus hat man einen besonders tollen Ausblick bis hin zum Vogelsberg und dem Großen Feldberg im Taunus. Wir wandern entlang der Bruchkante und passieren die Gedenkstätte für die Unfalltoten im Steinbruch. Wir werfen einen letzten faszinierenden Blick in den Steinbruch und wenden uns dann zur Mittelhessischen Landheege.

Es geht nun unterhalb des Daubhauses (552 m), das weit über das Gladenbacher Bergland hinausragt, und des Allbergs (558 m) weiter durch die Wälder in Richtung Nordosten. Über einen schmalen und steinigen Pfad gelangen wir auf den 504 m hohen Hünstein hinauf. Vom 10 m hohen Hünsteinturm eröffnet sich uns ein schöner Blick ins Dautphetal und ins Obere Lahntal.

Ein relativ steiler Pfad führt nun wieder vom Hünstein hinab, wo sich nun auch die Extratour Gladenbacher Berglandring und der Lahn-Dill-Bergland-Pfad trennen. Wir gehen weiter in östliche Richtung, queren die vielbefahrene B 453 und wandern durch das Allnatal nach Bellnhausen. Dabei bleibt die Bundesstraße jedoch meist in Sicht- und vor allem Hörweite. In Bellnhausen überqueren wir die Allna sowie die L 3288 wandern zum ehemaligen Bergwerk Grube Ludwigshoffnung.

Am Strutbach entlang geht es wieder leicht bergab in Richtung Allnaaue und ins Runzhäuser Bachtal. Nachdem wir den Bach überquert haben, folgen wir dem Bachtal talaufwärts, bis wir zwei Teichanlagen erreichen. Nach einem weiteren kleinen Aufstieg nähern wir uns wieder der B 453. Doch vorher biegt die Extratour nochmal links ab und führt uns zu einer Steinkaute oberhalb von Gladenbach.

Wir queren erneut die B 453 und gelangen über einen letzten Anstieg wieder zum Sportpark Gladenbach. Diesmal führt uns aber ein Waldweg mit interessanten Infotafeln zu Flora und Fauna oberhalb der Gladenbacher Schweiz zurück zu unserem Ausgangspunkt am ver.di-Bildungszentrum.

Fazit

Die Extratour Gladenbacher Berglandring ist ein abwechslungsreicher Premiumwanderweg mit einer Vielzahl verschiedener Höhepunkte. Vor allem die erste Hälfte, die parallel zum Lahn-Dill-Bergland-Pfad verläuft, weiß mit der Gladenbacher Schweiz, dem Diabassteinbruch Rachelshausen und dem Hünsteinturm zu überzeugen. Nach dem Verlassen des Premiumfernwanderweges nimmt die Qualität der Extratour jedoch deutlich ab. Auch die Nähe zur vielbefahrenen Bundesstraße mindert dabei das Wandererlebnis. Zudem wird man beim Begehen des Weges über die historische Besiedlung des Daubhauses und des Hünsteins durch die Kelten vor 2500 Jahren völlig im Unklaren gelassen. Lediglich bei der offiziellen Wegbeschreibung wird kurz darauf eingegangen.

Tipp

Die Extratour Gladenbacher Berglandring führt nicht an der Burgruine Blankenstein vorbei. Also am besten dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad unterhalb des ver.di Bildungszentrums folgen. So gelangt man zur Ruine und später automatisch wieder zur Extratour.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – sehr geringer Pfadanteil

  • Highlights: Gladenbacher Schweiz | Steinbruch Rachelshausen | Hünstein

  • Höhenangst: Gladenbacher Schweiz (Pfad am Steilhang ohne Fernsicht) → Extratour rechts folgen und vor dem Sportplatz links abbiegen, um wieder auf den ursprünglichen Weg zu kommen

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Der Naturraum Salzbödetal ist ein flachwelliges Hügelland im Osten des Gladenbacher Berglandes längs des Flusses Salzböde und dessen südlichen Nebenflusses Vers. Im Nordwesten und im Süden wird das Salzbödetal durch höhere Höhenzüge begrenzt. Der Naturraum verfügt über zahlreiche Erhebungen bis knapp unter 400 m ü. NN, von denen jedoch kaum eine die Talsohle um mehr als 100 m überragt.

Der Name ist eigentlich irreführend, da der Naturraum kein Tal im engeren Sinne darstellt, sondern einen zweiarmigen Talkessel mit seinem umgebenden Hügelland bezeichnet.

Die Bottenhorner Hochflächen sind ein bis zu 609 m ü. NN hohes Hochplateau, dessen höchste Erhebung die Angelburg ist. Namensgebend ist der Bad Endbacher Ortsteil Bottenhorn. Die Flächen sind im Tertiär entstanden, als sich das Gebirge einebnete. Über die Hochfläche verliefen im Mittelalter mit der Brabanter Straße, der Herborner Hohen Straße, dem Westfalenweg sowie der Heerstraße wichtige Fernwege,  die sich bei der Angelburg kreuzen.

Der Naturraum Damshäuser Kuppen ist ein bis zu 500 m hoher Gebirgszug im Nordosten des Gladenbacher Berglandes. Dabei entsprechen die Damshäuser Kuppen ziemlich genau dem Einzugsgebiet des Oberlaufes der Allna und ihres linken Nebenflusses Ohe.

Ihren Höhenschwerpunkt hat der Naturraum im Norden und Nordwesten. Während der zentral nördliche Rimberg (498 m) ein fast völlig eigenständige Kuppe darstellt, handelt es sich bei der ca. 494 m hohen Kappe eher um ein von mehreren Kuppen, die einen Bergrücken bedecken. Nach Süden hin weichen die Berge immer weiter von der Kuppenform ab.

Der Naturraum lässt sich nach Bewaldung und Höhenzügen in die vier Gruppen Rimberg, Kappe, Westliche Kuppen und Östliche Randgruppen aufteilen.

Die Burg Blankenstein ist die Ruine einer Höhenburg bei Gladenbach, die vermutlich 1237 auf einer älteren Anlage zur Sicherung der Brabanter Straße errichtet wurde. Nachdem sie aber, wie einige andere Burgen in der Umgebung, bereits 1248 während der Dernbacher Fehde zerstört wurde, ließ man Burg Blankenstein wieder aufbauen. Anschließend wurde die Burg ab 1398 zu einem Schloss umgebaut und als Amts- und Verwaltungssitz genutzt. Das Schloss wurde im 16. Jh. weiter ausgebaut, aber während des Dreißigjährigen Krieges 1647 erneut zerstört. Ein Jahr später errichtete man dann ein Amtshaus auf den Ruinen des zerstörten Schlosses. 1769 folgte der restlose Abbruch der Burg für den Bau eines neuen Amtshauses.

Heute ist nur noch eine Ruine erhalten, die man besichtigen kann.

Rachelshausen ist mit 420 m ü. NN der höchstgelegene Stadtteil von Gladenbach am Südhang der Allberge direkt am 552 m hohen Daubhaus.

Das Dorf wurde 1336 erstmals urkundlich erwähnt. Durch den Ort verlief die Trasse der einst sehr bedeutenden mittelalterlichen Fernhandelsstraße Brabanter Straße. Dabei war Rachelshausen ein Rastplatz vor dem steilen Anstieg zu den Bottenhorner Hochflächen.

Bereits seit Anfang des 17. Jh. förderte man Roteisenstein in der Gemarkung Rachelshausen. In den nahegelegenen Steinbrüchen wurde zudem seit 1880 bis in die 1960er Jahre Hinterländer Marmor bzw. Rachelshäuser Diabas gebrochen und verarbeitet. Denn hier gab es das größte Diabasvorkommen in Hessen.

Der Steinbruch ist heute als Naturdenkmal ausgewiesen. Hier nisten einige seltene Vogelarten (z.B. Uhu) und es leben mehrere Reptilienarten im Steinbruch.

Die Mittelhessischen Landheegen sind zwei Landwehre im Westen und Süden des LK Marburg-Biedenkopf, die von der Landgrafschaft Hessen Ende des 13. Jh. bzw. Mitte des 14. Jh. angelegt wurden, und bilden dort bis heute die Kreisgrenze.

Die Heegen stellten eine Grenzsicherung gegen die in den gleichen Raum drängenden Grafen von Nassau dar. Das in langen Kämpfen gewonnene Gebiet des Amtes Blankenstein sollte dadurch gegen weitere Übergriffe gesichert werden.

Die Heege bestand aus einem Gebück von untereinander verflochtenen Hainbuchen und Dornen und war 30 – 50 m breit. Außerdem war sie auf weiten Strecken noch mit einem Wall mit Graben versehen. Zudem nutzte sie auch natürliche Geländebesonderheiten (steile Geländekanten oder Felsen) und bezog kleine Hügel als Aussichtspunkte mit ein.

Im 15. und 16. Jh. wurden die Heegen jedoch aufgegeben und das Holz zum größten Teil zu Holzkohle verkohlt.

Das Daubhaus ist ein 552 m hoher Berg bei Rachelshausen im Osten der Bottenhorner Hochflächen.

Die Bergkuppe ist von einem streckenweise noch deutlich sichtbaren, ca. 900 – 1 000 m langen Wall umschlossen, der vermutlich aus der vorgeschichtlichen Späthallstatt- bis Frühlatènezeit stammt. Am flacheren Auslauf der Westseite zeigen sich Terrassenanlagen mit langen Ackerrainen. Auf der südwestlichen Seite der Bergkuppe befinden sich zudem zahlreiche Podien, die auf eine ehemals dauerhafte Besiedlung hindeuten.

Der Hünstein ist ein ca. 504 m hoher Berg bei Holzhausen am Hünstein im Osten der Bottenhorner Hochflächen.

Etwa 20 m nördlich und leicht unterhalb des Gipfels steht der 10 m hohe Hünsteinturm, der 1930 als Holzkonstruktion errichtet wurde.

Die ovale Ringwallanlage Hünstein entstand vermutlich während der Hallstatt- oder Latènezeit und war etwa 150 m lang. Dabei war sie im Norden und Westen von natürlichen Diabasklippen begrenzt. Dem Hauptring war ein weiterer Ring mit einem bis zu 2 m hohen Erdwall vorgelagert, vor dem sich wiederum ein etwa 10 m breiter und 2 m tiefer Graben befand. Von der Ringwallanlage sind heute noch geringe Mauerreste und sichtbare Wallgräben vorhanden

Die Allna ist ein 19 km langer, rechter Nebenfluss der Lahn, die nordwestlich des Gladenbacher Stadtteils Runzhausen in mehreren Quellflüssen an den Osthängen der Allberge entspringt und im Weimarer Ortsteil Argenstein in die Lahn mündet.

Das Einzugsgebiet des Oberlaufs der Allna stimmt weitgehend mit dem Naturraum Damshäuser Kuppen überein. Dabei fließt die Allna in ihrem Oberlauf in östliche Richtung durch die Gladenbacher Stadtteile Bellnhausen und Sinkershausen.

Der Flurname „Auf der Grub“ und alte Stollenanlagen erinnern noch heute an frühere Bergwerksbetriebe im Gladenbacher Ortsteil Bellnhausen. Bereits Ende des 17. Jh. wurden hier Bergwerke betrieben. In der Grube Ludwigshoffnung wurde aber erst ab 1840 Nickelerz abgebaut.  Bis 1887 wurde dieses in der Aurorahütte in Erdhausen verarbeitet. Die Nickelförderung endete dann mit der Umstellung der Aurorahütte auf die Produktion von Eisenguss für Herde und Öfen.

In der Schieferkaute (Schiefersteinbruch) nördlich von Gladenbach wurde ab 1360 Dachschiefer gebrochen. Ihre hügelige bzw. wellige Form erhielt ihre Form durch den Jahrzehnte andauernden Abbau. Aufgrund des schlechten Verdienstes und der harten Arbeit existieren 1780 nur noch zwei Gruben, in denen Dachschieger gebrochen wurde.

Der Abbau wurde von den Käutnern vorgenommen, die im Gegensatz zu den Bauern und Handwerkern keine Leibeigenen waren. Sie mussten den Besitzern der Schieferkauten, entweder die Landgrafen oder das Deutschordenshaus, lediglich den zehnten Teil des gebrochenen Dachschiefers abgeben.

Zum Abbau auf der Schieferkaute wurde zuerst eine rund Grube ausgehoben und anschließend der Schiefer im Tagebau gewonnen. Dabei besaßen die im Wasser liegenden Schieferschichten eine höhere Qualität als die darüber liegenden Tagschichten.