• Treisbach | Oberndorf | Amönau (MR)

  • Länge: 13.8 km

  • Höhenmeter: 292 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35083 Wetter-Treisbach | Parkplatz Dorfgemeinschaftshaus (Hofackerweg)

  • Startpunkt: Dorfgemeinschaftshaus Treisbach

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: November 2018

Vom Lützlergebirge zur Schnapstankstelle in der Wetschaft-Senke

Der Gisonenpfad begibt sich zunächst auf die Spuren der Gisonen, die im 11. und 12. Jh. eines der mächtigsten hessischen Grafengeschlechter darstellten und auf der Burg Hollende im Lützlergebirge (Sackpfeifen-Vorhöhen) beheimatet waren, und führt anschließend durch die fast waldfreie und größtenteils landwirtschaftlich genutzte Wetschaft-Senke.

Wir starten auf dem relativ neuen Wanderparkplatz am Dorfgemeinschaftshaus in Treisbach und wandern zunächst über Wiesenwege durch die offene Feld- und Wiesenflur in südwestliche Richtung bis wir nach ca. 2 km das Hollendetal (Aubachtal) erreichen. An dem kleinen Rastplatz besteht die Möglichkeit einer Abkürzung, wodurch der Aufstieg zur Burgruine Hollende ausgelassen werden kann und sich die Tour auf insgesamt 10,8 km verkürzt.

Über Wald- und Wiesenwege führt uns der Gisonenpfad nun am Waldrand entlang durch das Hollendetal gemächlich ins Lützlergebirge hinauf. Nachdem wir die kleine Wanderhütte Erles Hettche passiert haben, erreichen wir nach etwa einem Kilometer an einer großen Lichtung die Wüstung des Dorfes Hollende. Kurz darauf lohnt sich der 130 m lange Abstecher zur Orchideenwiese im Hollendetal.

Nun geht es etwas steiler durch den Buchenwald zur Burgruine Hollende hinauf, wo wir dem Wassergraben folgen und so den Burghügel umrunden. Alte Holzstufen führen uns schließlich auf den Hügel zu den wenigen Mauerresten hinauf.

Am Nordosthang der 489 m hohen Koppe entlang geht es jetzt wieder in die offene Wetschaft-Senke hinab, wo wir nach insgesamt 5,3 km ein Insektenhotel passieren. Anschließend queren wir das Bambachtal und erreichen den Rastplatz an der K 85, von sich ein schöner Blick auf das Lützlergebirge und den Westrand der Wetschaft-Senke ergibt.

Nachdem wir die Kreisstraße gequert haben, führt uns der Gisonenpfad etwa 2 km durch ein offenes Tal mit schönen Aussichten auf den Burgwald und den Wollenberg nach Oberndorf. Wir queren den Treisbach am ehemaligen Standort einer Knochenmühle und wandern den Mühlenberg hinauf, von wo sich ein erster Panoramablick über die Wetschaft-Senke ergibt. Danach geht es über einen Pfad wieder nach Amönau hinab. Wir queren die L 3091 und steigen durch die Felder wieder bergan. Dabei werden wir immer wieder mit Panoramablicken auf das Lützlergebirge belohnt. Nach dem kurzen steilen Aufstieg über den Mende-Steig erwartet uns eine kleine Überraschung. Neben einer Waldliege befindet sich an dem kleinen Rastplatz auch eine sog. Schnapstankstelle. Hier kann man sich für einen Euro einen Marbuger Nachtwächter (Kräuterschnaps) aus dem Holzkasten nehmen.

Auf dem waldfreien Schüßler (307 m) ergeben sich anschließend traumhafte Panoramablicke über Treisbach und das Lützlergebirge. Wir passieren die Schöne-Aussicht-Hütte und begeben uns wieder hinab nach Treisbach. Nachdem wir den gleichnamigen Bach erneut überquert haben, führt uns der Gisonenpfad durch den hübschen alten Dorfkern schließlich zurück zu unserem Ausgangspunkt am Dorfgemeinschaftshaus.

Fazit

Der Gisonenpfad ist ein informativer Premiumrundweg, der sich durch viele idyllische und stille Passagen sowie einen sehr hohen Naturweganteil auszeichnet. Neben den kulturhistorisch interessanten Details, kann dieser Weg vor allem mit seinen tollen Panoramablicken auf das Lützlergebirge punkten. Mit der sog. Schnapstankstelle haben sich die Wegebetreiber zudem ein ganz besonderes Highlight ausgedacht. Dennoch gehört der Gisonenpfad aufgrund des sehr geringen Pfadanteils, den teilweise zu langen Passagen über das freie Feld und den relativ wenigen Höhepunkten nicht zur ersten Riege der Premiumrundwanderwege.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    – geringer Pfadanteil

  • Highlights: Hollende | Panoramaausblick Schüßler

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee, Eis und Hitze

Wissenswertes

Die Gisonen waren ein im 11. und 12. Jh. einflussreiches Gaugrafengeschlecht im Norden Hessens. Der Ursprung des Geschlechts ist jedoch unbekannt. Zunächst waren sie wohl lediglich Amts- oder Titulargrafen ohne umfangreiches Familiengut. Sie waren Reichsvögte des um 1015 gegründeten Kanonissenstifts Wetter und wurden als solche mit königlichen Gütern im Umland von Marburg belehnt. Ihr Stammsitz war die Burg Hollende. Daher werden sie gelegentlich auch als Grafen von Hollende oder von Hohenlinden bezeichnet. Im Laufe der Zeit erwarben sie erheblichen Besitz und Vogteirechte in Mittelhessen, an der oberen Lahn, an der Eder und bis in den Westerwald hinein. Die Gisonen verstanden es, durch allmähliche Beseitigung der Rechte anderer in ihrer Gegend grafengleiche Stellung einzunehmen. Ihr Besitz war äußerst wertvoll und verlieh ihnen eine herausragende Stellung.

Nachdem das Geschlecht aber schon 1137 in der männlichen Linie ausgestorben war, kam die Grafschaft an das Adelsgeschlecht der Ludowinger.

Das Lützlergebirge ist der östliche Teil des Rothaargebirges und seines Gebirgsrandes, der von Lahn und Eder nach Süden und Norden begrenzt wird. Er bildet zugleich den Übergang vom Rheinischen Schiefergebirge zur Wetschaft-Senke im Burgwald. Dabei markieren die Bergkämme des Gebirges die Rhein-Weser-Wasserscheide bzw. kleinräumig die Lahn-Eder-Wasserscheide. Alle linken Lahn- und rechten Eder-Nebenflüsse sind relativ kurz, da der Abstand der beiden großen Flüsse innerhalb des Gebirges nur etwa 10 km beträgt.

Die Sackpfeifen-Vorhöhen schließen sich als komplett bewaldeter Übergang vom Mittelgebirge ins Hügelland östlich der Sackpfeife an.

Markant sind u.a. das 592 m hohe Arennest oder sowie der 583 m hohe Kohlenberg. Im östlichsten Teil der Vorhöhen erhebt sich der 474 m hohe Wollenberg über die Talebenen von Lahn und Wetschaft. Unmittelbar östlich stoßen die Vorhöhen an die Wetschaft-Senke, die naturräumlich dem Burgwald zugerechnet werden.

Die Wetschaft-Senke ist eine Talsenke an der Nahtstelle zwischen Burgwald, Gladenbacher Bergland, Ostsauerländer Gebirgsrand und Marburg-Gießener Lahntal. Hier trifft das Westhessische Bergland auf das Rheinische Schiefergebirge.

Neben dem namensgebenden Fluss Wetschaft durchfließt insbesondere ein Teil des Oberlaufes der Lahn den Süden der Senke. Während die umgebenden Höhenzüge nahezu komplett bewaldet sind, ist die Wetschaft-Senke fast waldfrei, wodurch große Teile der Talsenke landwirtschaftlich genutzt werden.

Das Dorf Hollende befand sich einst im Schutz der Burg Hollende im Hollendetal.  Da über die Gründung des Dorfes jedoch nichts bekannt ist, wird vermutet, dass das Dorf wie die Burg vor dem 10. Jh. entstanden sein dürfte. Im Jahr 1634 wurde es von französischen Truppen und Soldaten des Reichsheeres zerstört und die Bewohner zogen überwiegend nach Treisbach. Diesen Schluss lassen auch die heutigen Eigentümer der Grundstücke im Hollendetal zu, die alle zu den ältesten Familien Treisbachs gehören.

Die Burg Hollende (auch als Burg Hohenlinden bezeichnet) ist die Ruine einer kleinen frühmittelalterlichen Turmburg unmittelbar neben der Koppe (489 m) zwischen Warzenbach und Treisbach. Die Anlage bestand nur aus einem zentralen steinernen Wohnturm und einer Umfassungsmauer bestand. Es könnte aber noch ein kleines Nebengebäude als Anbau zum Wohnturm gestanden haben.

Die Burg wurde wohl Ende des 10. Jh. erbaut und war Stammsitz der Gisonen. Im 11. Jh. dürften einige Erweiterungen erfolgt sein. Nach dem Tod des letzten Landgrafen von Thüringen aus dem Geschlecht der Ludowinger kam es zum thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247 – 1264). Dabei wurde auch die Burg Hollende belagert und 1248 – 1250 zerstört. Die Steine und Trümmer wurden anschließend von den Bauern und Bewohnern der umliegenden Dörfer zum Hausbau genutzt.

Der Treisbach (im Oberlauf Engelbach) ist ein 17,2 km langer, rechter Nebenfluss der Wetschaft, der am Südhang der Sackpfeife (674) entspringt und im Norden Wetters in die Wetschaft mündet.

Der Engelbach fließt zunächst in südöstliche Richtungen, tritt in die Wetschaft-Senke ein und teilt ab dem Wetterer Ortsteil Treisbach dessen Namen. Bei Oberndorf erfährt der Flusslauf eine deutliche Wendung in Richtung Nordosten, was dem in die Wetschaft-Senke hereinragenden Wollenberg geschuldet ist, dessen Fuß nördlich umkurvt wird.