• Simmertal | Horbach (KH)

  • Länge: 14.0 km

  • Höhenmeter: 325 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55618 Simmertal | Parkplatz am Historischen Rathaus (Rathausstraße)

  • Startpunkt: Historisches Rathaus Simmertal

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Juli 2018

Atemberaubende Aussichtskanzeln im wild zerklüfteten Kellenbachtal

Die Vitaltour Felsengarten führt vom Historischen Rathaus Simmertal im Kirner Nahetal auf die Seesbach-Spabrücker Hochfläche hinauf und steuert anschließend den Namensgeber dieser Tour an. Der Name Felsengarten nimmt dabei Bezug auf die schroffen und wild zerklüfteten Hänge des unteren Kellenbachtals im Simmerbachdurchbruch verbunden mit einer außergewöhnlich vielfältigen sowie teilweise sehr seltenen Faunen- und Florengemeinschaft.

Die Vitaltour Felsengarten startet am ältesten Rathaus des Naheraums (1499) und führt mich anschließend vorbei an Obstbaumbeständen und Kleingärten durch das Apfelbachtal talaufwärts. So gelange ich nach wenigen hundert Metern über einen Pfad in den schattigen und strukturreichen Wald, wo ich weiter dem Apfelbach folge. Nach 500 m wende ich mich rechts in ein offenes Seitental und beginne den Aufstieg zum Braunenberg. Ich passiere einen alten Steinbruch, wo einst vulkanisches Gestein gebrochen wurde, und setzte meinen Weg über eine asphaltierte Straße fort. Am Aussichtspunkt Braunenberg angelangt, bietet sich mir ein toller Panoramablick über das Kirner Nahetal und das Nordpfälzer Bergland.

Ich bin jetzt auf der Hochfläche unterwegs und wandere an Heckensäumen entlang 1,8 km durch die offene Feldflur zum Habichtskopf hinauf. Dabei ergeben sich immer wieder schöne Aussichten über das Naheland bis zum Donnersberg im Nordpfälzer Bergland.

Die Vitaltour führt mich weiter in nördliche Richtung durch die Feldflur. Dabei fällt einem vor allem der Simmerbachdurchbruch auf, der den Lützelsoon vom Großen Soon trennt. Der Weg führt bis zu einem kleinen Waldstück, von wo aus man einen tollen Blick auf Seesbach mit der Semendiskapelle sowie den Soonwald hat.

Es geht nun wieder ins Apfelbachtal hinab, wo ich beim Wanderparkplatz Randhahn’s Ruh die L 230 sowie den Apfelbach quere und entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Simmertal und Horbach talwärts wandere. Nachdem ich die K 13 gequert habe, geht es durch die artenreichen Halbtrockenrasen, Niederwälder und Heckenlandschaften in südwestliche Richtung zum Vogelsberg, wo mich ein toller Blick auf Simmertal erwartet.

Die Vitaltour wendet sich jetzt wieder in nördlicher Richtung dem kleinen Ort Horbach zu, den ich durchqueren muss, bevor ich mich dem absoluten Höhepunkt des Premiumwanderwegs, dem sogenannten Felsengarten, nähere. Über einen Pfad durch den Wald gelange ich nach 400 m zum Falkenstein. Von der Aussichtskanzel öffnet sich ein atemberaubender Blick in das untere Kellenbachtal mit seiner außergewöhnlichen Pflanzenwelt. Direkt daneben befinden sich zudem die beiden Aussichtskanzeln Räuberblick und Jakobskanzel.

Am Hang entlang gehe ich auf einem breiten Pfad ca. 500 m weiter bis zur Uhuwarte, die sich gegenüber von Schloss Dhaun befindet. Treppenstufen bringen mich dabei zur Aussichtskanzel hinunter und ich blicke auf die Felsenvorsprünge des Kellenbachtals zurück.

Ich verlasse den Felsengarten und quere ein kleines, tiefeingeschnittenes Seitental. Nach 700 m erreiche ich mit der Rabenkanzel eine weitere Aussichtskanzel. Die auffallend grün gefärbten Schiefergesteine in diesem Bereich gehören zu den ältesten Gesteinen in Rheinland-Pfalz. Von der Rabenkanzel blicke ich über den Campingplatz Haumühle erneut auf Schloss Dhaun. Zudem erblickt man auf der gegenüberliegenden Talseite im Wald die Reste der Burgruine Brunkenstein.

Die Vitaltour Felsengarten führt mich zum Abschluss durch die 15 ha großen Weinbergsbrachen der bis in die 1950er Jahre bewirtschaftete Weinlage Lay/Hinterberg, alte Obstbaumbestände und Heckenland zu meinem Ausgangspunkt am Historischen Rathaus Simmertal zurück.

Fazit

Die Vitaltour Felsengarten bietet vor allem Panoramablicke, eine kleinräumige und reich strukturierte Landschaft sowie atemberaubende Aussichtskanzeln im unteren Kellenbachtal. Dabei bieten sich auf der Hochfläche aufgrund der offenen Feldflur immer wieder tolle Panoramablicke über das Naheland. Der 1,2 km lange Abschnitt durch den Felsengarten, der mit seiner Geologie, Flora und Fauna einzigartig in Rheinland-Pfalz ist und den absoluten Höhepunkt dieser Tour darstellt, ist leider etwas kurz und der Weg dorthin zieht sich teilweise etwas in die Länge.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + sehr hoher Naturweganteil

  • Highlights: Braunenberg | Felsengarten | Schloss Dhaun

  • Höhenangst: zwei kurze Pfadabschnitte im Steilhang (ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Das Kirner Nahetal umfasst den Naheabschnitt zwischen Nahbollenbach und Martinstein und ist ein tief eingeschnittenes sowie gefällereiches Talstück mit steilen Hängen und schmaler, aber meist ausgeprägter Sohle sowie einzelnen Talweitungen. Das Tal wird jedoch mehrfach durch Engstellen mit Taldurchbrüchen durch vulkanisches Gestein (Porphyrit, Melaphyr) gekammert, in denen Felshänge und natürliche Schutthalden nah an den Fluss herantreten.

Während der östliche Teil des Kirner Nahetals wärmegeprägt ist, ist der Talkessel von Kirn durch den Kaltluftstau vor der Hellbergenge kälter und stärker dem Niederschlag ausgesetzt.
Ausgehend von einer Siedlungskette entlang der Talweitung auf den flachen Hangfüßen hat die Besiedlung im Zuge der Industrialisierung des Raums große Teile der Talweitungen erfasst. Dennoch ist die Nahe selbst weitgehend naturnah erhalten.

Die Seesbach-Spabrücker Hochfläche liegt als Hauptteil der Soonwaldvorstufe mit einer durchschnittlichen Höhe von 350 – 400 m ü. NN zwischen den Taldurchbrüchen von Simmerbach und Guldenbach. Das flache Hügelland mit einzelnen Kuppen wird dabei von den Tälern der Soonwaldbäche quer zu ihrer Südwest-Nordost-Ausrichtung gegliedert.

Auf der Hochfläche bietet sich das Bild einer Mosaiklandschaft. Wälder bedecken hauptsächlich die Hänge eingeschnittenen Bachtäler sowie einzelne Kuppen.

Am Rande des Soonwaldes liegen zähe Verwitterungstone vor, die auch Grundlage für die örtliche Töpferei waren. Östlich anschließend bestimmen Wiesen das Bild in den Quellmulden der Täler. Wiesen und Weiden prägen auch die waldfreien Talhänge und teilweise die Waldrandbereiche. Die übrigen Flächen werden ackerbaulich genutzt.

Die Dörfer des Naturraums entstanden sowohl in den Tälern wie auch auf den Höhen.

Der Simmerbach durchschneidet den Soonwald in einem tiefen Durchbruchstal mit einer Abfolge von engen, steilen und felsigen Stellen und etwas flacheren Gleithängen. Er trennt so den Lützelsoon vom Großen Soon. Danach tritt der Simmerbach bei Schloss Dhaun in eine Weitung des Kirner Nahetals ein. Der Simmerbach ist dabei wie seine Nebenbäche naturnah.

Der Simmerbach hat die Freilegung von Resten des Hunsrückschiefers gefördert, die zwischen den Quarzitkämmen des Soonwaldes eingelagert sind. Die darauf entstandenen Böden waren die Grundlage für die Entstehung der beiden Dörfer Henau und Schwarzerden, die zusammen mit den Ortschaften im Guldenbachdurchbruch die einzigen Siedlungen im Soonwald sind.

Die Rodungsinseln um die Orte sind vergleichsweise hängig und durch ein Mosaik von Ackerland und Wiesen geprägt.

Die Ortsgemeinde Seesbach liegt am Südrand des Soonwalds und beherbergt mit dem Seesbacher Felsen ein Naturdenkmal ganz besonderer Art, denn die Herkunft des in der Ortsmitte liegenden Quarzitfelsen gibt heute noch Rätsel auf.

Der Mainzer Erzbischof Willigis ließ hier kurz vor dem Jahr 1000 eine Kapelle auf einem flachgeneigten Gelände erbauen. Dadurch sollte der Soonwald kirchlich erschlossen und die Menschen missioniert werden. Die Semendiskapelle ist somit neben der Gehinkirche in Auen (heute Willigiskapelle) eine der ältesten Kirchen der Region.

Durch Kriege und schlechte Ernten gab es im 18. Jh. Hungerjahre, die u.a. 1782 – 1785 zur Auswanderung von ca. 2/3 der Einwohner führten.

Der Simmerbach ist ein 57 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der in etwa 500 m Höhe im Hunsrück bei Laudert und Wiebelsheim entspringt und bei Simmertal in die Nahe mündet. Im Unterlauf ab Gemünden wird der Fluss auch Kellenbach genannt. Der Kellenbach ist ca. 17 km lang und teilt den Soonwald und den Lützelsoon. Der Name leitet sich vermutlich von dem althochdeutschen Wort kela ab, das so viel bedeutet wie „Kehle“ oder im übertragenen Sinne „enges Tal“.

Schloss Dhaun ist eine 1215 erstmals urkundlich erwähnte Schlossruine hoch über dem Kellenbachtal und gilt als die größte Anlage ihrer Art im Nahetal. Im Zusammenhang mit der Dhauner Fehde (1337 – 1341) entstand ein regelrechter Burgenkranz um Schloss Dhaun. Im 15. und 16. Jh. wurde die Burg weiter ausgebaut und verstärkt. 1729 war die Umgestaltung der damaligen Burg in ein barockes Schloss abgeschlossen. 1794 eroberten französische Revolutionstruppen Schloss Dhaun und seine Überreste wurden 1804 auf Abbruch versteigert. Der weitere Verfall der Ruine wurde erst im 19. Jh. beendet, als man mit Instandsetzungen begann. Die Baumaßnahmen waren von romantisierenden Vorstellungen von Burgen geprägt und hatten mit der mittelalterlichen Realität nur wenig zu tun.

Von der mittelalterlichen Burganlage sind im Bereich der Oberburg Ruinen der 1661 erweiterten St.-Georgs-Kapelle und des Küchenhauses sowie zwei Bastionen und der Bering mit Wehrtürmen und Toranlage erhalten. Im Westflügel, dem ehemaligen Palas, ist das Eingangsportal erhalten.

Das Gebäude beheimatet seit 1957 die Heim-Volkshochschule Schloss Dhaun, eine Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte, und seit 1991 befindet sich im Schloss auch die Kommunalakademie Rheinland-Pfalz. In der Unterburg unterhält der Landkreis Bad Kreuznach eine Jugendbildungsstätte und der Rittersaal steht für Festlichkeiten zur Verfügung.

Die Ruine der Burg Brunkenstein ist eine Vorburg von Schloss Dhaun, die während der Dhauner Fehde (1337 – 1341) errichtet und 1411 wieder geschleift wurde. Erhalten ist heute nur noch die Ruine des runden, heute gespaltenen Bergfrieds.