• Offdilln | Dillbrecht

  • Länge: 15.8 km

  • Höhenmeter: 279 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35708 Haiger-Offdilln | Parkplatz am Landhaus Mühlenhof

  • Startpunkt: Landhaus Mühlenhof

  • Einkehrmöglichkeiten: Landhaus Mühlenhof

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: August 2017

Auf der Lahn-Sieg-Wasserscheide

Milow und ich fahren heute mal wieder an den Rothaarsteig. Der Premiumrundwanderweg Dill-Bergtour bei Haiger-Offdilln an der Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen gehört zu den sogenannten Rothaarsteig-Spuren und führt durch die für die Region typische Haubergslandschaft hinauf auf den Rothaarkamm.

Wir starten unsere Wanderung am Landhaus Mühlendorf am Ortseingang des Haigerer Stadtteils Offdilln am Oberlauf der Dill. Nachdem wir die L 3442 gequert haben, wandern wir am Schälberg über einen Wiesenweg den Hang hinauf und überqueren einen kleinen Bachlauf, wo einige Schafböcke auf uns warten. Oberhalb des Ortes durchqueren wir auf einem Pfad den historischen Hauberg Offdilln. Auf unserem Weg zum Rothaarkamm wandern wir dann auf einem geschotterten Forstwirtschaftsweg durch die kahle Haubergslandschaft an der Haincher Höhe. Wieder im Wald angelangt kommen wir zur Quelle des Bocksborn, wo der Schwarze Bach aus der Erde quillt. Noch ein kurzes Stück über einen Waldpfad den Berg hinauf und wir sind am Rothaarsteig sowie auf der Haincher Höhe auf dem Rothaarkamm angelangt.

Wir wandern nun auf dem geschotterten Weg in südwestliche Richtung auf dem Kamm des Mittelgebirgsrückens sowie der Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dabei ergeben sich auf der rechten Seite immer wieder grandiose Aussichten auf das Siegerland. An der nächsten Kreuzung wandern wir geradeaus und kommen über einen unbefestigten Waldweg zur Heidekrautlandschaft an der Gernsbacher Höhe.

Nachdem wir die Infotafel über die historischen Grenzsteine am Rothaarsteig passiert haben, gehen wir am Übergangsbereich zwischen Gernsbacher Höhe und Tiefenrother Höhe an drei Windkraftanlagen vorbei. Die Dill-Bergtour verlässt hier für kurze Zeit den breiten Forstwirtschaftsweg und führt über einen unbefestigten Weg auf die Tiefenrother Höhe, wo wir den Ruderdorfer Tunnel überqueren. Wieder zurück auf dem breiten Wirtschaftsweg kommen wir zur Aussichtsplattform Nase im Wind. Wie auf einem Sonnendeck kann man hier den weiten Blick auf das Siegerland und Siegen genießen. Wenige Meter weiter wird uns anhand einer weiteren Infotafel sowie einem Steinbruch die Geschichte des Sandsteins entlang des Höhenrückens nähergebracht.

Noch ein kurzes Stück und wir verlassen den Rothaarkamm in Richtung Oberes Dilltal. Dabei gibt uns der 300 m lange Haubergspfad Einblicke in die Tätigkeiten der Haubergsgenossenschaften.

Die Dill-Bergtour und der Rothaarsteig winden sich nun über Waldwege und Pfade langsam den Berg hinunter. Am Naturdenkmal Lucaseiche trennen sich die beiden Wege und wir wandern den Schiesberg in Richtung Dillbrecht hinab. Wir gelangen wieder ins Obere Dilltal und folgen der L 3442 für einige Meter, bevor wir sie sowie die Dill überqueren. Am linken Flussufer, oder besser gesagt Bachufer, geht es zuerst über einen Pfad an Dillbrecht vorbei und anschließend über den Fahrrad- sowie Forstweg zurück zum Landhaus Mühlenhof nach Offdilln.

Fazit

Die Dill-Bergtour führt hinauf in die Wälder des Rothaarkamms sowie durch das offene Wiesental der Oberen Dill und kann vor allem mit den vielen Informationen am Wegesrand sowie den imposanten Fernsichten überzeugen. Auch die kulturelle Besonderheit der Haubergswirtschaft wird immer wieder schön dargestellt. Ein kleiner Minuspunkt ist der hohe Anteil an leicht befestigten Wegen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    – geringer Pfadanteil

  • Highlights: Haubergswirtschaft |Fernsichten ins Siegerland

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Offdilln ist ein Stadtteil von Haiger an der Quelle des Flusses Dill. Der Name leitet sich von off der Dill, das oberste Dorf an der Dill, ab. Der Ort, der erstmals 1355 urkundlich erwähnt wurde, war ursprünglich eine Köhlersiedlung. Später wurde dort vor allem Land- und Haubergswirtschaft betrieben. Oberhalb des Ortes wurde ein historischer Hauberg angelegt, der dem Besucher Details zu dieser Wirtschaftsform aufzeigt. So wird der Jahreszyklus im Hauberg dargestellt und gezeigt, wie sich der Wald nach der Rodung in den Folgejahren entwickelt, bis er wieder als Hauberg ausgewiesen wird. Daneben gibt es einen Meiler und einen Rennofen, der an die Zeit vor 2000 Jahren erinnert, als die Kelten Eisenerz schmolzen.

Der Hauberg ist eine für das Siegerland sowie benachbarte Teile des Lahn-Dill-Berglandes und des Westerwaldes typische Form der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung.

Der Hauberg ist in erster Linie ein Eichen-Birken-Niederwald, der nach etwa 16 bis 20 Jahren kahlgeschlagen wird. Danach schlagen die Bäume aus den stehen gebliebenen Stöcken wieder aus und der Zyklus beginnt erneut. Dabei diente sie vor allem der Gewinnung von Gerberlohe und Holzkohle für die regionale Eisenerzgewinnung sowie zur Beschaffung von Brennholz. Eichenrinde hat einen hohen Anteil an Gerbsäure und wurde vor allem zur Herstellung von Sohlenleder verwendet. Daneben fand auch eine landwirtschaftliche Nutzung durch Anbau von Roggen und Buchweizen im Jahr nach der Holzernte sowie späterer gemeinschaftlicher Beweidung (Allmende) statt.

Bei der Haubergswirtschaft übernehmen die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam die forstwirtschaftliche Nutzung eines bewaldeten Gebietes.  Die Hauberge sind dabei ungeteiltes und unteilbares Gesamteigentum der Genossenschaft.

Diese Form der Bewirtschaftung entstand vermutlich im 13. – 14. Jh., um den hohen Bedarf an Holzkohle für die Eisengewinnung in den Rennöfen und später in den Eisenhütten sowie Hochöfen zu sichern. Als im 17. Jh. die ersten Gerbereien aufkamen, wurde die Rinde von jungen Eichen abgeschält und in die Gerbereien nach Herborn sowie Haiger gebracht. Mit Beginn des Eisenbahnbaus und der damit verbundenen Verwendung von Steinkohle für die heimische Eisenindustrie ging die Nachfrage nach Holzkohle zurück und die Haubergswirtschaft verlor ihre Bedeutung. Mit der Schließung der Gerbereien um 1960 kam auch die Verwendung von Gerberlohe zum Erliegen, wodurch umfangreiche Flächen in die Hochwaldnutzung überführt wurden. Die noch verbliebenen Bestände dienen fast ausschließlich der Brennholz- und Industrieholzgewinnung.

Die Haincher Höhe ist eine 609 m hohe Erhebung im Südwesten des Rothaargebirges zwischen Hainchen und Rittershausen an der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Im Südwesten schließen sich die Gernsbacher Höhe und die Tiefenrother Höhe an. Die exponierte und landschaftsprägende Stellung verdankt der Mittelgebirgsrücken harten Quarzitsandsteinen, die im Untergrund lagern.

Über die Haincher Höhe verläuft die Lahn-Sieg-Wasserscheide: Auf dem Südosthang entspringen neben der Dill auch der Langenbach, die Dietzhölze und der Schwarze Bach, deren Wasser den Rhein über die Lahn erreichen. Au dem  Nordwesthang entspringen einige kleine Zuflüsse des Geiersgrundbachs und der Bichelbach, deren Wasser durch die Sieg den Rhein erreichen.

Die Gernsbacher Höhe ist eine knapp 541 m hohe Erhebung im Südwesten des Rothaargebirges zwischen dem nordrhein-westfälischen Gernsdorf und dem hessischen Dillbrecht an der Landesgrenze. Im Südwesten schließt sich die Tiefenrother Höhe und im Nordosten die Haincher Höhe an. Die exponierte und landschaftsprägende Stellung verdankt der Mittelgebirgsrücken harten Quarzitsandsteinen, die im Untergrund lagern. Auf dem Übergangsbereich zwischen Gernsbacher und Tiefenrother Höhe befinden sich drei Windkraftanlagen.

Über die Gernsbacher Höhe verläuft die Lahn-Sieg-Wasserscheide: Auf der Nordflanke entspringt ein kleiner Zufluss des Bichelbachs und auf der Westflanke der Hermerichsborn sowie der Klingelseifen, deren Wasser durch die Sieg den Rhein erreichen. Auf der Südostflanke entspringt ein kleiner Zufluss des Schwarzen Bachs, dessen Wasser durch die Dill und die Lahn in den Rhein fließt.

Der Rudersdorfer Tunnel ist ein 2652 m langer Eisenbahntunnel der die Dillstrecke zwischen Siegen und Haiger darstellt und die Tiefenrother Höhe durchsticht. Der Tunnel wurde 1915 fertigstellt und war vor allem für den aus dem Ruhrgebiet nach Süden führenden Kohleverkehr wichtig.

Die Tiefenrother Höhe ist eine 552 m hohe Erhebung im Südwesten des Rothaargebirges zwischen dem nordrhein-westfälischen Wilgersdorf und dem hessischen Dillbrecht an der Landesgrenze. Die exponierte und landschaftsprägende Stellung verdankt der Mittelgebirgsrücken harten Quarzitsandsteinen, die im Untergrund lagern.

Über die Tiefenrother Höhe verläuft die Lahn-Sieg-Wasserscheide: Auf der Westflanke entspringt der Wahlbach, dessen Wasser durch den Bichelbach, die Weiß und die Sieg den Rhein erreicht. Auf der Ostflanke entspringt der Trosselbach, dessen Wasser durch die Dill in die Lahn mündet.

Seit 1915 wird die Erhebung von der Dillstrecke mit dem Rudersdorfer Tunnel unterquert. Der Tunnel verläuft etwa 220 m nordöstlich des Gipfels durch die Tiefenrother Höhe.

Auf dem gipfelnahen Nordwesthang auf der Wilgersdorfer Seite wurde 2008 die Aussichtsplattform Nase im Wind gebaut. Von der nur 1,5 m hohen Plattform sieht man das Siegerland und Siegen.