• Cochem

  • Länge: 16 km

  • Höhenmeter: 634 m

  • Dauer: 4,5 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56812 Cochem | Parkhaus (Endertstr. 20)
    Parkplatz an der Sesselbahn-Talstation nur bei Nutzung der Sesselbahn
    Die überwiegende Zahl der Parkplätze in Cochem ist kostenpflichtig bzw. zeitlich begrenzt
  • Startpunkt: Talstation der Sesselbahn „Pinnerkreuz“

  • Einkehrmöglichkeiten: Sesselbahn-Terrassen-Café | Waldhotel Winneburg | Pizzeria & Eiscafé Schloßbergterrasse

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: November 2017

Die perfekte Kombination aus Natur, Stadt und Historie

Milow und ich begeben uns heute nach Cochem in die Naturräume Cochemer Krampen sowie Gevenicher Hochfläche und erwandern den schweren Moselsteig-Seitensprung Cochemer Ritterrunde (16 km Länge| 634 Höhenmeter). Ich habe etwas Respekt vor dieser Runde, da sie laut Höhenprofil drei lange und steile Anstiege für uns parat hält. Vor allem der erste Anstieg zum Pinnerkreuz scheint sehr steil zu sein. Da es November ist, kann man auch die kräftesparende Alternative via Sesselbahn nicht nutzen. Da mich die bisherigen Mosel-Wanderwege fast alle überzeugen konnten, freue ich mich aber auch auf diesen Premiumrundwanderweg.

Der Moselsteig-Seitensprung Cochemer Ritterrunde beginnt an der Talstation der Sesselbahn Pinnerkreuz und führt uns zunächst gemeinsam mit dem Moselsteig auf den Pinnerberg. Wir überqueren die Endert über einen Steg und beginnen sofort den steilen Anstieg zum Pinnerkreuz, bei dem wir auf den ersten 500 m gut 120 Höhenmeter bewältigen müssen. Der steinige Pfad führt uns in Serpentinen den Berg hinauf und wir gewinnen dabei über Stufen schnell an Höhe. Bei der ersten Ruhebank über den Dächern von Cochem halten wir kurz und genießen den Blick auf die Stadt und ins Endertbachtal mit der Ruine Winneburg. Den kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt Pinnerkreuz (50 m) sollte man auf keinen Fall auslassen, da man von dort einen wirklich spektakulären Ausblick auf Cochem, die Reichsburg und Klotten hat. Nach wenigen Metern erreichen wir die Bergstation der Sesselbahn und haben somit den ersten harten Anstieg geschafft.

Moselsteig und Seitensprung trennen sich nun. Wir biegen links ab und wandern am Terrassen-Café vorbei in Richtung Wakelei. Die Cochemer Ritterrunde schlängelt sich hierbei auf einem sehr schönen Pfad durch den Steilhang eines früheren Märchenwalds. Nachdem wir ein Seitental gequert haben, geht es in Serpentinen auf den Felssporn der Wakelei hinauf. Dabei begegnen uns zum ersten Mal auf meinen Wanderungen auch Wildschweine. Zum Glück lässt sich Milow direkt abrufen, als sie durch den Steilhang flüchten. Von der Wakelei hat man einen tollen Blick auf die Ruine Winneburg auf der gegenüberliegenden Seite des Endertbachtals sowie das Moseltal mit der Stadt Cochem und der Reichsburg.

Wir steigen nun zuerst über einen Serpentinenpfad und anschließend am Steilhang entlang ins enge Endertbachtal hinab. Am Hotel Winneburg queren wir die L 98 sowie die Endert und beginnen auch schon den zweiten längeren Aufstieg zur Ruine Winneburg. Auf der anderen Seite der Endert führt uns ein Forstweg oberhalb der Weißmühle das Tal hinauf. Dabei fallen uns sofort die tollen Felsformationen auf der anderen Talseite ins Auge. Der Anstieg zur Ruine Winneburg ist insgesamt ca. 2,2 km lang, hat aber eine gleichmäßige und relativ gemäßigte Steigung, sodass wir die Burg problemlos erreichen. Zur Besichtigung der Ruine Winneburg muss man nur einen sehr kurzen Abstecher machen. Doch wo uns eigentlich die Holzbrücke ins Innere der Burganlage führen sollte, klafft ein großes Loch. Die Brücke wird zurzeit erneuert und so gibt es für uns keine Möglichkeit, die Burg zu besichtigen.

Nun geht es wieder ins Tal hinab. Wir umrunden ein kleines Seitental und biegen dann auf einen Pfad ab, der uns durch das idyllische Tal steil bergab führt. Dabei hat man nochmals einen tollen Blick hinauf zur Winneburg und die darunter liegenden, alten Weinberglagen. Am Winzerhaus endet der Abstieg und wir beginnen den dritten und letzten langen Anstieg des Seitensprungs. Durch ein uriges Kerbtal geht es für 800 m gleichmäßig durch den Talgrund am Bach entlang bergauf. Nachdem wir schon etwa 100 Höhenmeter gewonnen haben, biegen wir auf einen Forstweg ab und wandern weiter den Berg hinauf, bis wir schließlich an der Wilhelmshöhe angelangen. Auch hier lohnt sich der kurze Abstecher zum Aussichtspunkt, denn von dort hat man wieder einen schönen Ausblick in Richtung Mosel.

Es geht weiter den Berg hinauf. Aber die etwa 600 m lange Steigung zum Antoniuskopf hinauf ist wesentlich moderater als zuvor. Durch eine kleine Talsenke kommen wir nun aus dem Wald heraus und wandern zum ersten Mal über offene Felder mit Blick auf den Hunsrück sowie die Gevenicher Hochfläche. Am höchsten Punkt der Tour (398 m) überqueren wir die K 18 und wandern am Waldrand entlang mit Blick in Richtung Hunsrück ins Märscheltbachtal.

Die Cochemer Ritterrunde führt uns dort auf einem schmalen Pfad dicht unterhalb der Hangkante in Richtung Mosel. Nach ca. einem Kilometer erreichen wir schließlich den Aussichtspunkt Hubertushöhe, der uns einen spektakulären Ausblick auf die Reichsburg und die Mosel bietet. Nach einem steileren Abstieg erreicht der Pfad den Märtscheltbach, den wir über einen Steg queren. Anschließend wandern wir über einen Forstweg weiter bergab zur Reichsburg. Das Wahrzeichen der Stadt Cochem ist mit einem kurzen Abstecher verbunden, denn die Ritterrunde führt uns vor der Burg an einem Weinberg entlang.

Wir umrunden die Burg und folgen dem Fußweg vorbei an der Pestkapelle St. Rochus in die Stadt. An der Kapelle bietet sich dabei nochmal ein schöner Blick auf die Mosel. Über Treppen erreichen wir nun die engen Gassen der Cochemer Altstadt. Durch die Fußgängerzone, über den Marktplatz und an der Kirche vorbei kommen wir zur Moselbrücke und zur Endertstraße. Zusammen mit dem Moselsteig gelangen wir schließlich zu unserem Ausgangspunkt an der Talstation der Sesselbahn Pinnerkreuz.

Fazit

Der Moselsteig-Seitensprung Cochemer Ritterrunde verbindet die Elemente Natur, Stadt und Geschichte hervorragend. Tolle Ausblicke, wunderschöne Wälder und steile Hänge mit tiefeingeschnittenen Seitentälern prägen dabei das Landschaftsbild. Mit der einzigartigen Reichsburg, der Ruine Winneburg und den engen Gassen der Cochemer Altstadt bietet dieser Rundwanderweg darüber hinaus auch viele kulturhistorische Höhepunkte. Hervorzuheben ist auch der hohe Anteil an engen Pfaden, die zumeist wunderschön durch die Steilhänge führen.

Der Seitensprung verlangt aber aufgrund des Höhenprofils und der Länge etwas Kondition und man sollte ausreichend Zeit einplanen.

Tipps

Der Moselsteig-Seitensprung Cochemer Ritterrunde lässt sich auch in zwei etwa gleich lange Touren unterteilen. Dabei führt ein ausgewiesener Zuweg gegenüber der Talstation der Sesselbahn Pinnerkreuz über die Victoriahöhe hinauf zur Wilhelmshöhe.

Der Aufstieg zum Pinnerkreuz sollte bei großer Hitze gemieden werden, da hier die Sonne schon sehr früh in den Hang scheint und das Schiefergestein den Weg zusätzlich aufheizt.

Bei hohen Temperaturen oder einfach nur um Kräfte zu sparen, kann der Aufstieg zum Pinnerkreuz mit der Sesselbahn bewältigt werden. Aber nicht den Abstecher zum Aussichtspunkt vergessen!

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: + hoher Pfadanteil

  • Highlights: Aussichtspunkte Pinnerkreuz, Wakelei & Hubertushöhe | Ruine Winneburg | Reichsburg Cochem | Altstadt Cochem

  • Höhenangst: nein

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Mosel durchfließt im Cochemer Krampen ein schmales Sohlenkerbtal in mehreren Mäandern. Durch den Ausbau der Mosel zur Schifffahrtsstraße ist der Charakter zwar deutlich überformt, aber das Relief und der Flussverlauf in ihren Grundzügen noch erhalten.

Die steilen, sonnenexponierten Prallhänge sind trockenwarm geprägt mit einem Wechsel von Rebflächen, Weinbergsbrachen und Halbtrockenrasen, Trockengebüschen und Felsen. Die nördlich exponierten Talhänge sind fast durchgehend bewaldet. Sie sind ebenso wie die offenen Hanglagen durch Felsvorsprünge, Gesteinshalden- und Trockenwald geprägt. Die Talniederung und die sanften Gleithänge teilen sich landwirtschaftliche Flächen und Siedlungen. Die ursprüngliche Grünlandnutzung ist durch Ausweitung des Weinbaus in flachere Lagen und durch die Ausdehnung der Ortslagen zurückgegangen.

Das Siedlungsbild wird mit Ausnahme von Cochem von Weindörfern bestimmt.

Die Gevenicher Hochfläche bildet mit Höhen von rund 400 – 450 m den Übergang vom Moseltal zur östlichen Hocheifel. Die Landschaft ist durch Talsysteme, die sich in bis zu 200 m tiefen, windungsreichen Kerbtälern eingeschnitten haben, gegliedert.

Das Relief der Landschaft spiegelt sich auch in der Nutzungsverteilung wieder. Waldflächen erstrecken sich in Form breiter Bänder entlang der Talflanken. Die Hochflächen sind nahezu waldfrei und unterliegen überwiegend ackerbaulicher Nutzung. Grünlandnutzung bestimmt die Bachursprungsmulden und die Talsohlen sowie die ortsnahen Lagen.

Die Hochflächen stellen die bevorzugten Siedlungsflächen dar. Mit Ausnahme einiger Mühlen sind die Talräume siedlungsfrei geblieben. Bei den meisten Ortschaften hat sich der überwiegend bäuerlich geprägte Siedlungscharakter der Haufen- und Straßendörfer erhalten.

Die Pinnerkreuzbahn bzw. Cochemer Sesselbahn führt von der Endert in Cochem zum 255 m hoch gelegenen Aussichtspunkt Pinnerkreuz und zum nahegelegenen Wild- und Freizeitpark Klotten.

Die Sesselbahn wurde 1955 in Betrieb genommen, hat eine Länge von 360 m und überwindet einen Höhenunterschied von 155 m.

Die Bahn ist von Mitte März bis November in Betrieb.

Die Endert ist ein 22.3 km langer linker Nebenfluss der Mosel, der nordöstlich von Ulmen in der Eifel entspringt und in Cochem in die Mosel mündet. Sie fließt in südöstlicher Richtung überwiegend durch ein enges bewaldetes Tal.

Die Winneburg ist die Ruine einer Höhenburg rund 80 m über dem Endertbachtal.

Die Burg wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. erbaut und 1304 erstmals urkundlich erwähnt. Die Anlage wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten stetig erweitert, bis sie 1690 im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs von französischen Truppen gesprengt wurde. Die Winneburg wurde danach nicht wieder aufgebaut und blieb eine Ruine.

Cochem ist mit knapp über 5.000 Einwohnern nach Kusel die zweitkleinste Kreisstadt Deutschlands und staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort.

Cochem war schon von den Kelten sowie Römern besiedelt und wurde im Jahr 886 erstmals urkundlich erwähnt. Cochem war Reichsgut und erhielt 1332 Stadtrechte. Daraufhin wurden die heute noch vorhandenen Stadtbefestigungen erbaut. Der Wiederaufbau nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 verlief schleppend. Große Teile der Cochemer Altstadt sowie die Moselbrücke wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Die Stadt Cochem ist vor allem vom Tourismus geprägt. Die Bedeutung des Weinbaus hingegen war in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig.

Die Reichsburg Cochem ist eine Gipfel- bzw. Höhenburg, die auf einem Bergkegel in 154 m Höhe steht, und Wahrzeichen der Stadt Cochem.

Die Burganlage wurde als Zollburg wohl um 1100 oder in der ersten Hälfte des 12. Jh. errichtet. Sie wurde erstmals sicher im Jahr 1130 urkundlich erwähnt. König Konrad III. eroberte die Burg 1151 und sicherte damit seine königliche Autorität. Die Burg wurde Verwaltungssitz für das umliegende Reichsgut und somit gehörte Cochem seitdem zu den Reichsburgen. Die Anlage wurde im 14. bis 16. Jh. stark erweitert und umgebaut. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Burg 1689 von französischen Truppen gesprengt.

Der Berliner Kaufmann und spätere Geheime Kommerzienrat Louis Fréderic Jaques Ravené kaufte die Ruine 1868, um sie bis 1877 als Sommersitz für seine Familie im neugotischen Stil wiederaufzubauen. Der Innenausbau dauerte noch bis 1890. Dabei wurde die Burg mit einer umfangreichen Kunstsammlung ausgestattet, die jedoch im Zweiten Weltkrieg mehrheitlich zerstört wurde. Die Burg diente ab 1943 als spezielle NS-Schulungsstätte für Juristen. Nach dem Krieg richtete das Land Rheinland-Pfalz dort eine Verwaltungsschule ein.

Die Reichsburg beherbergt heute ein Museum (März – November), das die im Stil der Neorenaissance und des Neobarocks gestalteten Räume mitsamt ihrer wertvollen historischen Inneneinrichtung zeigt.

Das Pinnerkreuz ist ein 255 m hoher Aussichtspunkt mit Panoramablick auf Cochem, die Reichsburg und die Ruine Winneburg.

Das Gipfelkreuz wurde in Gedenken an den Cochemer Schäfer Pinn, der in den 1820er Jahren seine Schafherde und Ziegen auf den Pinnerberg geführt hat, errichtet. Eines der Schafe ist an diese gefährliche Stelle gestiegen und gelangte nicht mehr alleine zurück zur Herde. Der Schäfer kletterte zu dem Schaf und versuchte es zu retten. Dabei rutschte er jedoch auf dem Rückweg ab und stürzte in die Tiefe.

Die erste Kapelle stammt um 1422, als Cochem anlässlich der Pest für 10 Jahre von Grundsteuern und Schatzungen befreit wurde. Neben der kleinen Kapelle stand eine Herberge. Die Pest kehrte 1666 noch einmal nach Cochem zurück. Daraufhin wurde der Pfarrgemeinde 1680 ein Neubau gestiftet und der Pestheilige St. Rochus trat als Namensgeber in den Vordergrund.