• Binger Wald (MZ)

  • Länge: 15.7 km

  • Höhenmeter: 660 m

  • Dauer: 4 – 4,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55413 Weiler b. Bingen | Parkplatz am Forsthaus Jägerhaus (Binger Wald)

  • Startpunkt: Forsthaus Jägerhaus

  • Einkehrmöglichkeiten: Forsthaus Jägerhaus | Schweizerhaus

  • Wegbegleiter: Martin | Milow

  • Erwandert: April 2018

Der Binger Wald

Die Baumgeister-Tour am Rheinburgenweg ist ein 15,7 km langer Premiumrundwanderweg durch den Binger Wald zwischen Trechtingshausen und Bingen am Rhein. Der Name dieser Tour stammt dabei von den unzähligen Gesichtern, die in der Steckeschlääferklamm in die Bäume geritzt und ausgemalt wurden. An der Villa Rustica vorbei geht es entlang der Hangkante des Mittelrheintals zur Burg Rheinstein und ins wildromantische Morgenbachtal.

Wir starten direkt am Forsthaus Jägerhaus und wandern zunächst über einen Wiesenpfad leicht bergab zum Morgenbach, den wir über einen Holzsteg queren. Direkt dahinter beginnt auch schon die Steckeschlääferklamm mit ihren Baumgeistern. Ein Pfad führt uns über Holzbrücken und direkt am Hasselbach entlang durch die kleine Schlucht bergauf. Dabei sollte man die Augen aufhalten, denn überall verstecken sich die geschnitzten Masken und Karikaturen in den Baumstämmen bzw. Wurzeln.

Nach ca. 500 m haben wir auch schon das Ende der Klamm erreicht und queren die K 29. Breite Waldwege führen uns nun leicht ansteigend zum Waldrand nahe der Waldalgesheimer Wochenendsiedlung hinauf, wo wir anschließend auf einem Pfad am Waldrand weitergehen bis wir erneut die kleine K 29 queren. An der Lärchenwiese gesellt sich der schön gestaltete und äußerst informative Erlebnispfad Binger Wald zur Baumgeister-Tour. Nachdem wir die Stationen „Wildbienen“, „Bergwerk Amalienhöhe“ passiert haben, geht es wenig später wieder nach links in den Wald hinein. Hinter der Station „Weitsprung“ erreichen wir den römischen Gutshof (Villa Rustica). Die Reste des Hauptgebäudes wurden erst in den Jahren 1999 bis 2003 ausgegraben. Viele Informationstafeln veranschaulichen uns zudem den früheren Aufbau der Anlage und deren Funktionen.

Vorbei an weiteren Stationen des Erlebnispfades gelangen wir über einen breiten Waldweg nach 700 m zur Hängebrücke über das Kreuzbachtal. Jetzt folgt ein „typischer“ Milow: Weil er neugierig und etwas forsch ist, rennt er natürlich als Erster auf die Brücke. Nachdem Martin und ich die Brücke betreten, fängt diese jedoch mächtig an zu wackeln. Da Milow aber auch ein kleiner Angsthase ist, macht er sofort kehrt und läuft wieder an uns vorbei von der Brücke herunter. Wir gehen erst einmal weiter, während Milow versucht hinter uns herzukommen. Immer wieder bricht er aber ab und läuft zurück. Wir überlegen kurz, ob ich zurückgehen und ihn am besten über die Brücke tragen soll. Aber auf der wackeligen Brücke mit dem Hund auf dem Arm wäre auch nicht das Optimale. Also überqueren Martin und ich zunächst die komplette Brücke. Am Ende angekommen, versuche ich Milow nun mit Leckerlies über die nun nicht mehr wackelnde Brücke zu locken. Auf tapsigen Pfoten kommt er so schnell wie möglich zu uns gelaufen, während wir ihm Mut machen und positiv bestärken. Als er es endlich geschafft hat, bekommt er natürlich sofort zwei Leckerlies und eine Extraportion Streicheleinheiten.

Nun folgt eine etwas komische Wegeführung zum Forsthaus Heiligkreuz. Obwohl das Forsthaus nur 100 m von uns entfernt ist und über ein kurzes Stück Asphalt zu erreichen wäre, führt uns die Baumgeister-Tour über eine 600 m lange Schleife erst bergauf und anschließend wieder bergab dorthin.

Wir nähern uns langsam dem Rhein und erreichen den ersten Aussichtspunkt. Ein kurzer Abstecher bringt uns zur Kuppe des Damiankopfes, von wo wir die tolle Aussicht auf den Mäuseturm, die Nahemündung, Bingen und Assmannshausen genießen können.

Der Weg führt uns nun auf schmalen Pfaden durch den stellenweise tief eingeschnittenen Wald am Steilhang des Mittelrheintals entlang und an Assmannshausen vorbei. Schließlich erreichen wir das Schweizerhaus, ein ehemals fürstliches Jagdhaus von Burg Rheinstein, das mit einer tollen Außenterrasse punkten kann. Doch leider sind die Tore heute geschlossen und so begeben wir uns über den Eselspfad in Richtung Morgenbachtal. Nachdem wir die Burg Rheinstein passiert haben geht es in Serpentinen erst einmal ordentlich bergauf. Kurze Zeit später geht es wieder bergab und wir erreichen einen Felssporn, der den Blick auf die Burg Reichenstein in Trechtingshausen freigibt.

Wir steigen nun steil ins tiefeingeschnittene Morgenbachtal hinab und folgen dem wilden Bach für rund 600 m. Der Bach hat sich teilweise dermaßen tief in das Tal eingeschnitten, dass sich mehrere Wasserfälle gebildet haben und große Gesteinsbrocken ins Bachbett gestürzt sind. Wir überqueren den Morgenbach und steigen durch das Aderbachtal bergauf zum Gerhardshof. Dort führt uns die Baumgeister-Tour für kurze Zeit über offene Wiesen und Weiden. Im idyllischen Wald geht es anschließend wieder leicht bergauf in Richtung Schägleberg. Wir wandern unterhalb der Bergkuppe entlang und erreichen erneut den Morgenbach sowie den Soonwaldsteig, der uns schon entlang des Rheins und durch das untere Morgenbachtal begleitet hat. Über Waldpfade gehen wir schließlich am Bach entlang zurück zu unserem Ausgangspunkt am Forsthaus Jägerhaus.

Fazit

Die Baumgeister-Tour führt sehr abwechslungsreich zu zahlreichen kleineren und größeren Höhepunkten. Neben den tollen Ausblicken vom Steilhang hoch über dem Rhein führt dieser Premiumrundwanderweg auch in das tief eingeschnittene, von Felsformationen gesäumte und beeindruckend urige Morgenbachtal. Die imposanten Burgen Rheinstein und Reichenstein, die Villa Rustica sowie die Baumgeister in der Steckeschlääferklamm als kulturelle Höhepunkte ergänzen diese Tour perfekt.

Zum Schluss zieht sich die Baumgeister-Tour allerdings etwas. Man hätte sich die Zusatzschleife über die Gerhardshöfe sparen und dem Soonwaldsteig weiter das Morgenbachtal hinauf folgen sollen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Steckeschlääferklamm | Ausblick Damianskopf | Burg Rheinstein | Burg Reichenstein | Morgenbachtal

  • Höhenangst: nein

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Der Binger Wald repräsentiert den Ostteil des Soonwalds zwischen dem Durchbruchstal des Rheins im Binger Loch und dem Guldenbach. Die steilen Hänge steigen in nur 2 km Entfernung vom Rhein (75 m ü. NN) auf über 600 m ü. NN an, so dass eine ungewöhnlich hohe Reliefenergie besteht. Der Hauptkamm des Binger Waldes besteht aus dem bis zu 637 m hohen Quarzitkamm Kandrich.

Der Binger Wald ist bis auf einzelne Waldwiesen sowie randliche Einbuchtungen vollständig bewaldet.

Der Keltenring am Ohligsberg am Ostrand des Binger Waldes sowie zahlreiche Hügelgräber zeugen von frühgeschichtlicher Besiedlung. Heute ist der Binger Wald abgesehen von einzelnen Gehöften, Forsthäusern und einem Wochenendhausgebiet am Südrand unbesiedelt.

Die Steckerschlääferklamm wurde ab 1971 ausgebaut und mit 15 Holzstegen über den Haselbach begehbar gemacht. Der Name stammt von den Wanderern, die ihre „Stecke“ (Stöcke) über den Boden „schlääfe“ (schleifen).  Der Begriff „Klamm“ ist dabei aber irreführend, da es sich eigentlich um ein Kerbtal handelt.

Die Klamm wurde mit 46 Schnitzereien ausgeschmückt. Da die meisten Holzarbeiten im Laufe der Jahre aber eingewachsen waren, wurde die neue Ausgestaltung der Klamm mit phantasievollen Schnitzarbeiten (Masken und Karikaturen) vom Schnitzkreis der Heimatfreunde e.V. Weiler übernommen.

Die Villa Rustica bei Weiler b. Bingen ist ein ehemaliger mittelgroßer römischer Gutshof im Binger Wald. Sie wurde etwa von 150 bis 420 genutzt, wobei etwa 10 bis 20 Menschen dort lebten und arbeiteten. Die Villa Rustica entstand auf einer Rodungsinsel im Wald und diente mit anderen Höfen der Lebensmittelversorgung sowie der Bewirtung von Reisenden, die die naheliegende Ausoniusstraße, die als Teil einer Fernstraße die großen Römerstädte Mainz und Trier verband, passierten.

Der Gutshof war äußerst zweckmäßig für den landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut. Die Wohn- und Wirtschaftsbereiche waren baulich klar getrennt und entsprechend ihrem sozialen und wirtschaftlichen Rang waren die Bewohner untergebracht.

Das Schweizerhaus ist ein Restaurant etwas südlich oberhalb der Burg Rheinstein auf einem Felsplateau ca. 130 m über dem Rhein.

Das Haus wurde 1842 bis 1844 als Gäste- und Ausflugshaus von Schweizer Arbeitern in Holzblockbauweise errichtet.

Die Burg Rheinstein ist eine Spornburg im Oberen Mittelrheintal und liegt auf einem 90 m hohen Felssporn am östlichen Abhang des Binger Walds zwischen Bingen und Trechtingshausen. Durch die terrassenartige Anlage der Ringmauer ähnelt sie jedoch eher einer Hangburg. Generell erinnert die Bauweise stark an rheinaufwärts gelegene Burg Ehrenfels.

Die Burg wurde als Vaitzburg oder Fautsburg um 1316 errichtet, um das Wiederaufbauverbot der Ruine Reichenstein zu überwachen. Obwohl die Burg ihre strategische Bedeutung schon 1344 verlor, wurde sie im späten 15. Jh. ausgebaut. Ende des 16. Jh. begann jedoch der Verfall. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg war die Burg wohl schon so baufällig, dass man im Gegensatz zu fast allen anderen Burgen im Mittelrheintal auf eine Sprengung verzichtete.

Die Burgruine wurde von 1825 bis 1829 wiederaufgebaut und erhielt auch ihren heutigen Namen Burg Rheinstein. Sie war damit die erste der verfallenen oder zerstörten Burgen, die im Zuge der Rheinromantik wieder aufgebaut wurde. In einer weiteren Ausbauphase von 1839 bis 1844 kamen die Schlosskapelle und das weiter südlich gelegene Schweizerhaus als Gästehaus hinzu. Beim Wiederaufbau wurde auf die Erhaltung der mittelalterlichen Bausubstanz wertgelegt. so dass sie sich heute noch zum Teil deutlich von den Ergänzungen abhebt.

Die Burg Rheinstein befindet sich heute in Privatbesitz und ist gegen Eintritt zugänglich

Die Burg Reichenstein ist eine Höhenburg auf einem Bergvorsprung am östlichen Abhang des Binger Waldes oberhalb von Trechtingshausen und wurde erstmals 1213 urkundlich erwähnt. Sie wurde aber bereits 1282 zerstört und mit einem Wiederaufbauverbot belegt. Nach 1344 erfolgte jedoch ein schneller Neubau der Burg Reichenstein sowie einer Vorburg. Seit dem 16. Jh. war die Burg dem Verfall überlassen und deren Reste wurden 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg gesprengt.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg Reichenstein 1899 – 1902 durch den Bau einer neugotischen Wohnburg im englischen Stil. Zudem wurden weitere Wohnbauten sowie ein Aussichtsturm auf dem Gelände der Vorburg errichtet. Burg Reichenstein war somit die letzte Burg im Oberen Mittelrheintal, die im Zuge der Rheinromantik wieder aufgebaut wurde.

Heute befindet sich in der Anlage ein Burgmuseum mit einer großen Sammlung an historischen Waffen und Rüstungen sowie gusseisernen Takenplatten, ein Restaurant sowie ein Hotel.

Die Morgenbach ist ca. 7,6 km langer linker Nebenbach des Rheins, die im Binger Stadtwald etwa 700 m südöstlich des Salzkopfes auf etwa 540 m ü. NN in einer Lichtung entsteht und  bei der Burg Reichenstein in den Rhein. Sie fließt dabei im Wesentlichen in östlicher und zum Schluss in nördlicher Richtung.

Das Morgenbachtal wird nach dem Kindererholungsheim Jägerhaus eng und klippenreich, da es nun die Gesteinsstrukturen des Rheinischen Schiefergebirges mit Tonschiefern und widerstandsfähigeren Grauwackebänken und Quarzitgängen fast rechtwinklig schneidet. Die wechselnde Gesteinsfestigkeit führte zur Bildung von vier Wasserfällen und zahlreichen hoch ragenden  Felsformationen.