• Flonheim | Lonsheim | Bornheim (AZ)

  • Länge: 13.2 km

  • Höhenmeter: 194 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 55237 Flonheim | Adelbergstraße o. Donnersbergstraße

  • Startpunkt: Adelbergstraße Flonheim

  • Einkehrmöglichkeiten: Geistermühle | Aulheimer Mühle

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: August 2018

Abwechslungsreiche Landschaft am Flonheimer Trullo

Die Hiwweltour Aulheimer Tal ist mit 13,2 km die längste der Hiwweltouren und führt durch die Weinberge, Wiesen und Wälder südlich der Gemeinden Flonheim, Bornheim und Lonsheim am Übergang zwischen Wöllsteiner Hügelland und Bolander Randhöhen. Mit dem Flonheimer Trullo besitzt dieser Wanderweg zudem eine ganz besondere Sehenswürdigkeit.

Die Hiwweltour Aulheimer Tal startet am südwestlichen Ortsrand des rheinhessischen Weindorfs Flonheim und führt mich zunächst in westliche Richtung an den Gleisen der ehemaligen Wiesbachtalbahn entlang nach Uffhausen, einem Flonheimer Ortsteil. Danach folge ich dem idyllischen Wiesbachtal, das ein Renaturierungsgebiet darstellt, für einen Kilometer auf einem naturnahen Weg bis zum Wanderparkplatz Geistermühle.

Hier biege ich links in das Aulheimer Tal ab und wandere auf einem steinigen Schotterweg am Aulheimer Graben entlang talaufwärts. Dabei passiere ich unterhalb der Rabenkanzel alte vulkanische Andesitbrüche. Nach 1,1 km erreiche ich die Aulheimer Mühle und beginne den Aufstieg über die betonierte Straße auf den Adelberg. Am Ende des Anstiegs durch den Weinberg erwartet mich der erste schöne Panoramablick über Flonheim und das Wöllsteiner Hügelland.

Nach einem weiteren kurzen Anstieg erreiche ich mit dem Flonheimer Trullo die wohl ungewöhnlichste Sehenswürdigkeit der gesamten Hiwweltour. Das weiße Rundhaus mit seinem Spitzdach gibt einem das Gefühl, nicht mehr in Rheinhessen sondern irgendwo in Südeuropa zu sein.

Es geht weiter durch die Weinberge zu dem kleinen Eibach-Wäldchen und über eine Kuppe zurück zur Flanke des Aulheimer Tals. Ich wandere durch Weinberge und Gräser sowie an urwüchsigen Hecken und einem historischen Grenzstein vorbei wieder ins Tal hinab, das ich aber nach wenigen hundert Metern wieder verlasse. Über einen Wiesenweg neben den Weinbergen erreiche ich ein großes Waldgebiet, das mir endlich Schatten spendet.

Anschließend führt mich die Hiwweltour für 1,3 km über Waldwege und Pfade in Richtung Osten zum Lonsheimer Turm. Der Turm ragt mitten im Wald aus den Bäumen hervor und wurde zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 im Jahr 1904 eingeweiht. Ich erklimme den Turm über eine steile Wendeltreppe und genieße den schönen Blick über die Baumspitzen auf Lonsheim.

Die Hiwweltour führt mich noch weitere 600 m durch den Wald in östliche Richtung, bevor der Wanderweg kehrt macht und mich zwischen Waldrand und Weinreben zurück nach Westen zur Oswaldhöhe bringt. Immer wieder kann ich dabei über die Weinberge auf Lonsheim hinunter blicken. Wenig später erreiche den Aussichtsturm Bornheim, wo sich mir ein Ausblick über das Rebenmeer auf die Ortschaft Bornheim und das Wöllsteiner Hügelland bietet.

Weiter in westliche Richtung gehend, komme ich nach 800 m an ein Holzgatter, das mich erneut in einen Wald hineinführt. Ich betrete nun das Gebiet der ehemaligen Sandsteinbrüche, die typisch für die Region rund um Flonheim sind. Ich biege auf einen kleinen Pfad ab und durchquere den Hauck’schen Steinbruch. Über den Naturlehrpfad erreiche ich wenig später den Sedanplatz mit dem Denkmal zur Sprache Esperanto. Die Hiwweltour führt mich nun über das schmale Schlangenpfädchen zur oberen Kante eines weiteren beeindruckenden Sandsteinbruchs hinab. Schließlich erreiche das Naturfreundehaus und einen Waldspielplatz.

Über geteerte Straßen geht es mitten durch die Weinberge wieder zurück in Richtung Flonheim. Immer wieder entdecke ich dabei Rehe, die zwischen den Reben im Schatten liegen. Kurz vor dem Ende der Hiwweltour Aulheimer Tal gelange ich noch zum Jüdischen Friedhof Flonheim, der mitten im Weinberg liegt und dessen Grabsteine vorwiegend aus Flonheimer Sandstein gefertigt worden sind. Wenige Meter später erreiche ich wieder meinen Ausgangspunkt am südwestlichen Ortseingang von Flonheim.

Fazit

Die Hiwweltour Aulheimer Tal ist ein landschaftlich sehr abwechslungsreicher und mit vielen unterschiedlichen Höhepunkten gespickter Rundwanderweg. Die verschiedenen Aussichtspunkte belohnen mit tollen Panoramablicken über das Aulheimer Tal und das Wöllsteiner Hügelland. Daneben zeigt sich in den Andesit- und Sandsteinbrüchen entlang des Weges die geologische Besonderheit der Region. Der in Deutschland einzigartige, 1756 erbaute Flonheimer Trullo auf dem Adelberg ist der absolute Höhepunkt der Hiwweltour und lässt einen in eine komplett andere Welt eintauchen.

Leider kann da die Wegequalität nicht ganz mithalten. Vor allem auf den ersten 6 km führt die Hiwweltour Aulheimer Tal größtenteils über geschotterte oder asphaltierte Wege. Auch die Pfade rund um den Lonsheimer Turm sind teilweise mit Schotter befestigt.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Pfadanteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Flonheimer Trullo | Lonsheimer Turm | Sandsteinbrüche

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Das Wöllsteiner Hügelland ist eine sanft geformte Hügellandschaft mit weiten Tälern, breiten Rücken und einzelnen Kuppen.

Das Gebiet gilt als der trockenwärmste Teil im rheinhessischen Binnenlandklima. Hier liegen die Jahresniederschläge teilweise unter 500 mm, während die Sonnenscheindauer die längste Westdeutschlands ist.

Die fruchtbaren Böden bieten gutes Ackerland. Steilere Hänge und Kuppen tragen Weinbau.

Die Landschaft ist fast waldfrei und mit wenigen Ausnahmen auch wenig durch Gehölze oder Bäume gegliedert. Das Wöllsteiner Hügelland ist somit durch großflächigen Ackerbau charakterisiert.

Appelbach und Wiesbach bilden das Rückgrat des Gewässersystems.

Die Besiedlung des Wöllsteiner Hügellands erfolgte überwiegend entlang der Täler, teilweise aber auch am Ende von Talmulden in Hanglage oder Kuppennähe.

Die Bolander Randhöhen sind die Vorhügelzone des Nordpfälzer Berglandes und stellen den höheren Westteil des Alzeyer Hügellandes dar, in welchem bzgl. Boden, Klima und Relief ein allmählicher Übergang zum Bergland stattfindet.

Die Höhenrücken des flachen Hügellandes steigen bis etwa 310 m ü. NN an. In Bacheinschnitten treten kleine felsige Steilhänge hervor, die Weinbau und Niederwald tragen. Ansonsten überwiegt eher Ackerland.

Der Naturraum ist bis auf Waldbestände am Nordrand im Übergang zum Wöllsteiner Hügelland fast waldfrei.

Die Wiesbachtalbahn von Armsheim nach Wendelsheim war eine Nebenbahn der Hessischen Ludwigsbahn, die 1871 eröffnet wurde.

Die Strecke diente hauptsächlich zum Abtransport des Flonheimer Sandsteins, der für die eigenen Eisenbahnbauwerke (z.B. Kaiserbrücke oder Mainzer Hauptbahnhof) genutzt wurde. Mit dem Kreuzungsbahnhof in Armsheim konnten die wichtigsten Städte in Rheinhessen erschlossen werden.

Der Personenverkehr wurde bereits 1966 eingestellt, der Güterverkehr erst 1995. Die Strecke war zwar strategisch nicht bedeutend, dennoch trug die militärische Nutzung zum Erhalt der Trasse bei, da auch immer wieder NATO-Mittel in die Modernisierung des Oberbaus flossen.

Der Wiesbach ist ein 44,4 km langer Nebenfluss der Nahe, der westlich von Haide im Nordpfälzer Bergland entspringt und bei Gensingen in die Nahe mündet. Neben der Selz und dem Appelbach gehört er zu den wichtigsten Fließgewässern in Rheinhessen.

Im Aulheimer Tal ist an zahlreichen Stellen Andesit aufgeschlossen. Das vulkanische Gestein ist dabei nach den Anden benannt, wo es erstmalig von Humboldt beschrieben wurde. In den Felsen sind kleine runde Einschlüsse vorhanden (Mandelsteine), die meist mit Chlorit oder Calcit ausgefüllt sind.

Das dunkle Gestein entstand vor ca. 290 Mio. Jahren (Rotliegend) durch Störungen in der Erdkruste, die mit der tektonischen Absenkung der Saar-Nahe-Senke im Zusammenhang standen. Heiße Magmen stiegen dabei aus den Tiefen des Erdinnern auf und flossen als Laven über die damalige Landoberfläche.

Der 1756 erbaute Flonheimer Trullo auf dem Adelberg ist einmalig in Deutschland und eine Besonderheit unter den Weinbergshäuschen. In der Region um Flonheim stehen insgesamt drei dieser befremdlich aussehenden Rundhäuser. Gastarbeiter aus Apulien (Italien), die in den zwischen 1720 und 1760 in den Flonheimer Sansteinbrüchen tätig waren, bauten die Trulli als Schutzhütten in den Weinbergen.

Der Kegel des Trullo ist in Kragbauweise aus Steinen ohne Mörtel hergestellt und die Spitze krönt ein Schlussstein mit einer Kugel.

Durch ihre Bauweise aus massivem Naturstein mit sehr dicken Wänden und winzigen Fenstern bieten die Trulli einen guten Schutz gegen die anhaltende Sommerhitze, weil sich das Innere nur langsam aufheizt. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird.

Der Flonheimer Sandstein ist die Bezeichnung einer mittelsandigen Sandsteinsorte, die vor ca. 290 Mio. Jahren im Rotliegend entstand.

Die hellgelbe Farbe, die teilweise mit dunkelbraunen und schwarzen Eisenschwarten (Limonit) durchzogen ist, gibt ihm sein einzigartiges Aussehen. Seine Eigenschaften machten den Sandstein bei Steinmetzen sehr beliebt, weshalb die Sandsteinbrüche typisch für die Region rund um Flonheim sind.

Schon die Römer benutzten den Flonheimer Sandstein für ihre Bauwerke. Er wurde auch zum Bau des Kölner und Mainzer Doms, für viele Kirchen, Rathäuser, Bürgerhäuser und öffentliche Bauten benutzt. Zudem diente er als Material für Bildhauerarbeiten.

Der Jüdische Friedhof in Flonheim liegt inmitten von Weinbergen und besteht aus ca. 60 in Reihen aufgestellten Grabsteinen, überwiegend aus Flonheimer Sandstein. Der Friedhof wurde vermutlich um 1830 eröffnet.

Nach dem Abbruch der Synagoge 1979 ist der Friedhof das einzig verbliebene anschauliche Zeugnis der untergegangenen jüdischen Gemeinde Flonheims.