• Bad Kreuznach | Bad Münster am Stein-Ebernburg | Norheim | Traisen (KH)

  • Länge: 15.2 km

  • Höhenmeter: 416 m

  • Dauer: 4 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 55543 Bad Kreuznach | Parkplatz Karlshalle (2 € Tagesgebühr)

  • Startpunkt: Karlshalle

  • Einkehrmöglichkeiten: Brauwerk

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: August 2019

Mit der handgezogenen Fähre auf die höchste Felswand zwischen den Alpen und Skandinavien

Die Vitaltour TourNatur Salinental führt durch die eindrucksvollsten Bereiche des engen Nahe-Alsenz-Felsentals um das Salinental und die beiden Heilbäder Bad Kreuznach sowie Bad Münster am Stein-Ebernburg. Dabei überquert man die Nahe mit der einzigen handgezogenen Fähre Südwestdeutschlands und erklimmt mit dem Rotenfels die höchste Felswand zwischen den Alpen und Skandinavien.

Die TourNatur beginnt auf dem Parkplatz Karlshalle an einem der Gradierwerke im Salinental und führt mich zunächst über den Sophie-Sondheim-Weg hinauf zur Teufelsbrücke, die mich über die Bahnlinie führt. Ein Pfad führt mich anschließend zwischen Baugebiet und Hangkante entlang in den Krüppeleichenwald. Immer wieder kann ich auf der folgenden Passage von der Steilhangkante aus auf das Salinental mit seinen Gradierwerken blicken. Während des ca. 2,2 km langen Aufstiegs an der Hangkante entlang stoße ich dann auch auf die Vitaltour Rheingrafenstein, die nun teilweise parallel zur TourNatur verläuft. Schließlich erreiche ich den felsigen Bergrücken der Gans (322 m) mit einem großartigen Panoramablick über das Nahe-Alsenz-Felsental und das restliche Naheland.

Der Weg führt mich nun von der Hangkante weg in Richtung Schloss Rheingrafenstein. Dort geht es an der Sternwarte vorbei und über einen technisch anspruchsvollen Geröllweg zur Burgruine Rheingrafenstein hinab. Hier sollte man auf jeden Fall den kleinen Abstecher hinauf zum Bergfried unternehmen, denn dort hat man erneut einen großartigen Ausblick über das umliegende Nahetal.

Von der Burgruine führt dann ein Serpentinenweg über Treppen in das dunkle und enge Huttental hinab. Ich folge dem Tal bis zum Naheufer, wo die einzige handgezogene Fähre Südwestdeutschlands darauf wartet, mich an das andere Ufer zum Kurpark Bad Münster am Stein-Ebernburg zu bringen. (Die Fähre ist von April bis Oktober in Betrieb und kostet für Erwachsene 1 €. Im Winter oder außerhalb der Betriebszeiten ist ein ausgeschildeter Umweg von ca. 1,5 km erforderlich.)

Durch den Kurpark mit dem Kurmittelhaus führt mich die TourNatur Salinental dann entlang der Nahe an der Burg Ebernburg und Münsterer Triebwerksgraben vorbei. Anschließend überquere ich die Nahe über die Friedensbrücke und wandere auf einem Pfad parallel zum Naheradweg an den Sportanlagen vorbei. Die mächtige Steilwand des Rotenfelsmassivs ragt dabei auf der anderen Flussseite empor. Der vulkanische Rhyolithblock bildet auf einem Kilometer Länge die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien.

Ich folge dem Uferweg bis zur Fußgängerbrücke am Ortseingang von Norheim, wo ich die Nahe zum dritten Mal überquere. Nachdem ich die L 235 gequert habe, folge ich dem gegenüberliegenden Weg, der nach wenigen hundert Metern rechts in die Weinberge abzweigt. Der Aufstieg durch die Weinberge führt mich am Neubaugebiet von Traisen vorbei in Richtung Götzenfels, wo ich auf die Vitaltour Rotenfels treffe. Hier beginnt dann auch der steile Anstieg über einen engen felsigen Pfad auf das Rotenfelsmassiv. Dabei eröffnet mir der schmale Bergpfad immer wieder großartige Fernblicke. Auch am Wegesrand raschelt es ständig, denn hier oben leben seltenen grünen Smaragdeidechsen.

Am Ende des Weges durch einen Krüppeleichenwald stehe ich auf dem Aussichtspunkt Bastei und erlebe den grandiosen Fernblick über die Ebernburg. Dabei reicht der Blick über das Nahebergland vom Lemberg über den Ortsteil Ebernburg mit der gleichnamigen Burg bis zum Rheingrafenstein. Im Süden sieht man das reizvolle Alsenztal, das auf der linken Hangseite von der Ruine Altenbaumburg überragt wird, und das Donnersbergmassiv im Nordpfälzer Bergland.

Von der Bastei aus führt mich die Vitaltour an der Hangkante entlang in offenes Wiesenland. An einem Waldsaum zweigt der Weg links ab und führt mich am Waldrand entlang. Ich gelange nun in den Eichen- und Buchenwald des urwüchsigen Oranienwaldes. Bald zweigt der Weg rechts ab und führt mich über den Uhukopf zum Oranienberg durch dichten Kastanienwald. Vorbei an der Elisabethhütte geht es zum Aussichtspunkt Recums-Blick, wo man über Bad Kreuznach und das Salinental blickt.

Anschließend geht es auf einem Serpentinenpfad wieder steil hinab ins Nahetal. Hier trennen sich TourNatur Salinental und Vitaltour Rotenfels wieder und ich wandere weiter hinab zur Salinenbrücke in Bad Kreuznach. Ich überquere zum letzten Mal die Nahe am Gradierwerk des Salinentals und gelange schließlich durch eine Unterführung wieder zu meinem Ausgangspunkt an der Karlshalle.

Fazit

Die Vitaltour TourNatur Salinental ist ein technisch anspruchsvoller und äußerst abwechslungsreicher Premiumrundwanderweg, der durch weite Ausblicke, das mächtige Rotenfelsmassiv und die Nahe geprägt ist. Vulkanismus, Wasser und Erosion haben hier eine spektakuläre Felslandschaft entstehen lassen. Die Vitaltour verblüfft zudem durch eine Vielfalt von verschiedensten Landschaftstypen. Vor allem der Eindruck auf dem Rotenfelsplateau bildet einen interessanten Kontrast zum engen, tief eingeschnittenen Felsental mit seinen Gradierwerken. Trotz ihrer Stadtnähe verläuft die TourNatur zu fast 90 % auf nicht befestigten Wegen und kann damit zusätzlich punkten.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    + technisch anspruchsvoll

  • Highlights: Gans | Ruine Rheingrafenstein | Nahe-Fähre | Rotenfels

Wissenswertes

Die imposanten Durchbrüche von Nahe und Alsenz durch die Kuppeln der harten vulkanischen Gesteine Porphyr und Porphyrit südlich von Bad Kreuznach bilden den Naturraum Nahe-Alsenz-Felsental. Die Täler haben hier bis zu 200 m hohe, steile Flanken, die zum Teil in freie Felswände und natürliche Schutthalden übergehen. Dabei ist der Rotenfels die höchste und längste Felswand im außeralpinen Bereich Südwestdeutschlands.

Die steileren Hanglagen werden, soweit sie nicht für den Weinbau genutzt werden, von Felsen, Steppenheiden und Trockenwäldern geprägt. Das Klima in diesem Nahetalabschnitt ist insgesamt mediterran geprägt. Die Talsohlen der naturnahen Flüsse sind schmale, überschwemmungsgefährdete Auen, die überwiegend als Grünland genutzt werden. Nur die flachen Gleithänge bilden Erweiterungen in den engen Tälern.

Am Austritt in die Talweitung von Bad Kreuznach dringen im sogenannten Salinental solehaltige Thermalquellen auf, die Ausgangspunkt für den heutigen Kurbetrieb waren.

Durch die imposanten Durchbrüche von Nahe und Alsenz wurden die Kuppeln mit den harten vulkanischen Gesteinen Porphyr und Porphyrit in kleinere Fragmente gespalten. Der Naturraum Kreuznacher Hardt ist dabei der Teilbereich bei Bad Kreuznach auf der Nordwestseite der Nahe.

Das sogenannte Salinental mit seinen sechs 9 m hohen Gradierwerken befindet sich am Austritt der Nahe in die Talweitung von Bad Kreuznach und bildet auf 1,1 km Länge das größte natürliche Freiluftinhalatorium Europas.

Die Kelten haben schon aus den salzhaltigen Quellen der Gegend Salz gewonnen. Mit Hilfe von Gradierwerken wurde seit 1732 in einem aufwendigen Verfahren Salz produziert. Heute rieselt an gewaltigen Heckenwänden beidseitig Salzwasser herab (Sole) und wird dann zerstäubt. Sowohl als Inhalationskur als auch als Badekur hat das Heilmittel Sole vor allem bei rheumatischen Erkrankungen, bei muskulären Leiden oder Gelenkbeschwerden, bei Asthma oder Hautkrankheiten eine große Bedeutung.

Dank der Heilkraft der Quellen hat sich das Salinental mit den beiden Heilbädern Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein seit vielen Jahren als Gesundheitsregion einen Namen gemacht.

Die Gans ist mit 322 m die höchste Erhebung des Salinentals. Der Name rührt dabei vom keltischen Wort „Ganta“ für Geröll her. Heute gehört die Gans zum Naturschutzgebiet Gans und Rheingrafenstein. Hier wächst u.a. mit dem streng geschützten Diptam der einzige in Deutschland heimische Verwandte der Zitrusgewächse.

Die Burg Rheingrafenstein ist die Ruine einer Felsenburg auf der gleichnamigen, 136 m hohen Porphyrfelsformation Rheingrafenstein an der Nahe gegenüber von Bad Münster am Stein-Ebernburg. Am Südhang der Felsformation liegt die Vorburg Affenstein.

Die Burg wurde vermutlich im 11. bis 12. Jh. erbaut und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. Die Ruine wurde dann 1712 zum Bau der Salinen in Bad Münster am Stein-Ebernburg verwendet.

Heute sind noch Teile der Ringmauer, ein Gewölbekeller, ein paar Treppen zum ehemaligen Wohnturm sowie die Grundmauern des ehemaligen Treppenturms erhalten. Eine Aussichtsplattform kann über eine weitere Treppe durch einen Felsen erreicht werden.

In Bad Münster am Stein-Ebernburg befindet sich direkt an der Nahepromenade die einzige handgezogene Fähre Süddeutschlands, die bereits 1721 erwähnt wurde. Sie verbindet von Ostern bis Anfang November den Bad Kreuznacher Stadtteil mit dem Huttental.

Kosten: Erwachsene 1 €, Kinder und Hunde 0,50 €

Die Burg Ebernburg ist eine Höhenburg am südöstlichen Ortsrand von Bad Münster am Stein-Ebernburg auf einem Bergvorsprung oberhalb des Nahetals.

Eine erste Höhenburg sowie eine Siedlung befanden sich wohl ursprünglich an einer anderen Stele und wurden 1206 erstmals urkundlich erwähnt. Die heutige Burg Ebernburg wurde erst 1338 errichtet. 1482 erfolgten dann eine Ausbau und die Bewaffnung mit Artillerie. Infolge des Pfälzischen Ritteraufstands wurde die Burg 1523 verbrannt und 1542 wieder aufgebaut. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Burg Ebernburg 1697 erneut geschleift und in den darauffolgenden Jahren als Steinbruch verwendet. Sie wurde aber 1838 im alten Stil wieder aufgebaut und mit Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude sowie Gaststätte versehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Ausbau der Burg in der heutigen Form.

Einer Legende zufolge wurde im Mittelalter um die Ebernburg gekämpft. Dabei sollten die Burgbewohner durch eine Belagerung ausgehungert werden. Als die Vorräte knapp wurden, ließ der Burgherr täglich den letzten Eber auf den Hof bringen und auf den Rücken werfen. Da der Eber jedes Mal brüllte, dachten die Belagerer, es wäre genug Nahrung in der Burg vorhanden und zogen wieder ab. Deshalb heißt die Burg der Sage nach heute Ebernburg.

Die Burg Ebernburg erhielt zudem den Beinamen „Herberge der Gerechtigkeit“. Dies bezog sich indirekt darauf, dass Martin Luther, der 1521 auf dem Weg zum Reichstag zu Worms war, auf der Ebernburg Asyl angeboten wurde. Luther nahm das Angebot jedoch nicht an, sondern floh auf die Wartburg nach Eisenach. Andere Reformatoren dagegen, die als Anhänger Luthers ebenfalls verfolgt wurden oder ihre Stellen verloren hatten, nahmen das Angebot an.

bot an.

Der Triebwerksgraben wurde ab 1721 gebaut und diente ursprünglich der Salzgewinnung. Um die Antriebsräder für die Gradierpumpen stets mit ausreichend Wasser zu versorgen, musste die Nahe mit einem Wehr gestaut werden, das durch die Schleuse den Triebwerksgraben speiste. Zum Bau wurden Steine von der 1688 zerstörten Burgruine Rheingrafenstein geholt.

Der Rotenfels (327 m) zwischen Bad Münster am Stein-Ebernburg und Norheim besitzt eine Wandhöhe von 202 m und ist 1,2 km lang. Damit gilt er als die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien. Das Felsmassiv besteht aus rötlichem Rhyolith mit feinkörnig-kristalliner Struktur, wodurch sich seine hohe Verwitterungskonsistenz erklärt.

In einer Phase besonders reger vulkanischer Aktivität bildete sich vor 270 – 260 Mio. Jahren (Perm) der Rotenfels. Dabei entstand nach der Erstarrung des glutflüssig aufsteigenden Magmas das sehr witterungsbeständige rötliche Gestein Rhyolith. Anschließend hat die Nahe diese Felsstruktur als Prallhang über Jahrtausende in den Fels erodiert und einen Großteil des Verwitterungsmaterials abtransportiert.

Der Rotenfels ist heute sowohl Naturschutzgebiet als auch Revier für Kletterer und Bergsteiger. Durch das besonders trocken-heiße Klima gedeihen auf dem gesamten Fels seltene, geschützte Pflanzen und Tiere (z.B. Küchenschelle, Bergsteinkraut und Smaragdeidechse).

Die Bastei ist ein Aussichtspunkt auf dem Rotenfels, der im Geschmack des 19. Jh. angelegt wurde. Durch ihren Namen und die Zinnen wirkt die Bastei jedoch eher wie der Rest einer Festungsanlage.